Petra Hammesfahr
Das Mädchen Jannie

KEN. Dieter Leuken kümmert sich unter anderem wegen der Rente aufwändig um seine Mutter, die nach einem Schlaganfall weder das Bett verlassen noch sprechen kann. Auf einem abgelegenen Hof bei Köln versucht er sich zudem als Schriftsteller. Um seine Thriller so lebensecht wie möglich zu verfassen, scheut er vor Mord nicht zurück. »Das Mädchen Jannie« könnte sein nächstes Opfer sein.

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Petra Hammesfahr schildert in diesem Roman die Szene der Mädchen- und Kinderhändler zwischen Südosteuropa und Holland. Zum Alltag der Opfer dieses Rings gehört, wenn Frauen zur Prostitution gezwungen werden. Oder dass deren Kinder gleich nach der Geburt über das Darknet für Sexspiele an pädophile Sadisten verkauft werden – die »Entsorgung« im wahrscheinlichen Todesfall inbegriffen.

Das nächste Opfer schon im Visier

Dieses schreckliche Unternehmen ist für Miro und seine fahrende Gruppe so sehr Alltag, dass sie die eigenen Toten – darunter eben auch Kinder – auf dem abgelegenen Waldstück eines Naturparks bestatten. Das geht so lange gut, bis auf diesem heimlichen Friedhof auch Dieter Leuken sein erstes Opfer ablegt.

Als Jannie wenig später ihr eigenes Leben in Gefahr sieht, flüchtet sie gerade noch rechtzeitig auf den nächsten Bauernhof. Dort schreibt Dieter Leuken gerade seinen nächsten Thriller. Und er ist sicher, dass er mit dem Mord an der kleinen Jannie auch seine schärfsten Kritiker überzeugen wird.

Für Kommissar Klinkhammer zählt jede Sekunde, um das Mädchen zu retten. Er fürchtet, dass es bereits mit der abgetauchten Bettlergruppe unter Miro weitergereist ist und in die Prostitution verkauft werden soll. Stattdessen kümmert sich Dieter Leuken auf eine scheinbar selbstlose Weise um Jannie, so wie in den Grimm‘schen Märchen die Hexe um Hänsel und Gretel.

Jannie bedankt sich, indem sie Dieters Mutter wäscht und füttert und die Kaninchen und Legehennen versorgt. Dieter bringt ihr Deutsch in Sprache und Schrift bei, auch um auf diese Weise die wichtigsten Informationen zu seinem neuen Thriller zu bekommen, den er bereits im Internet ankündigt.

Petra Hammesfahr erzählt ihre Geschichte so detailliert, dass wir eine Weile in der vielschichtigen Welt des Mörders Dieter Leuken wohnen. Der möchte als »Black Devil« den ultimativen Roman schreiben, denn der Erfolg wird ihm bisher von einer Bloggerin verwehrt, die ganz eigene Interessen verfolgt.

»Das Mädchen Jannie« bedeutet über 500 Seiten Spannung, vor allem erzählt aus der Sicht eines Mädchens, dessen wahres Alter niemand weiß, und ihres scheinbaren Retters. Kommissar Klinkhammer steht hier vor allem für das, worüber das Fernsehen berichtet: Wir erfahren eine Menge grausiger Details über den grenzüberschreitenden Handel mit Frauen und Kindern, die auf den Strich oder in Bettlerhorden in die Städte und Dörfer geschickt werden. Wenn nur ein Teil davon wahr ist, dann ist auch das noch mehr als schrecklich genug.