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Amelie Fried - Ich fühle was, was du nicht fühlstAmelie Fried
Ich fühle was, was du nicht fühlst

KEN. »Ich fühle was, was du nicht fühlst« von Amelie Fried klingt wie eine Reaktion auf die Empathie-Bibel »Warum ich fühle, was du fühlst« (2006) von Joachim Bauer. Warum jedoch sollte von allem nicht auch das Gegenteil wahr sein? Schlimm ist es wie in diesem Roman, wenn jemand den Zugang zur Ausnahme von der Norm zum eigenen Nutzen missbraucht.

 
 

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India ist 13 und wie ihr Bruder Che schon namentlich recht albern mit einer Zuordnung zu »Flower« und »Power« gestraft. Che wendet sich schon bald recht deutlich gegen »Bäume umarmen«. India hält es noch ein bisschen länger aus, dass ihre Mutter Meditationsseminare im eigenen Garten abhält und ihr Vater das Spektakel selbst mit unbekleideten Teilnehmenden als künstlerische Freiheit ausschlachtet.

Normal wäre vielleicht langweilig

Einem Mädchen am Anfang der Pubertät sind solche Eltern schlichtweg peinlich. Es grenzt sie aus von den genial Schönen und Guten in der eigenen Klasse.

Für India schlägt das Schicksal gleich doppelt böse zu. Sie ist in einem Bereich feinsinnig, der sich den meisten Menschen so nicht erschließt. Zahlenfolgen sind für sie farblich möglicherweise stimmig, und Musik erschließt sich ihr schon bald über eine mathematische Struktur, die sie dann ebenfalls in Farben und von dort in Gefühle übersetzen kann.

Wenigstens ihr Musiklehrer, der India als Tochter der ewig darbenden Künstler und Schülerin kennenlernt, hat einen Zugang zu ihrer besonderen Art der Wahrnehmung. Für India ist er schon bald eine Figur zwischen Lehrer und väterlichem Freund. Er begnügt sich jedoch nicht mit der Rolle des Förderers einer musikalisch hochgradig Talentierten. India ist schon bald mehr als nur eine seiner vielen Klavierschülerinnen. Aber er wird sich böse damit verrechnen, dass er sie einmal als ein weiteres Opfer würde »abhaken« können.

India nimmt auf eine besondere Weise wahr und kann diese Wahrnehmungen auf eine Weise deuten, die den meisten Menschen verschlossen bleibt. In einem der gängigen psychologischen Standards rangiert sie damit zwischen hypersensibel und Wahn. Ihre Begabung kann India selbst in ihrer direkten Umgebung risikofrei kaum jemandem begreiflich machen. Irgendwo im Grenzbereich zwischen »normal« und »verrückt« ist sie erpressbar.

Ich finde, dass Amelie Fried dieses Muster in ihrem Roman sehr gut analysiert und erzählerisch umgesetzt hat. Alltägliches anders wahrzunehmen, wie India es tut, sprengt das Weltbild der Umgebung und ist tatsächlich eine Begabung. Natürlich sollte sie in die Organisation des eigenen Alltags so eingebettet sein, dass sie nicht den Standard der »üblichen« Wahrnehmung verwirrt. Dann aber ist sie eine Bereicherung für das gesamte soziale System.

Vielleicht lässt sich nämlich so manches in Farben gesehen und durch das, was wir dann dazu empfinden, besser nachvollziehen als durch die üblichen Zahlen, Daten und Fakten, denen wir ansonsten leichtgläubig vertrauen.



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