Martin S. Burkhardt
Seelentausch

KEN. Ich war sehr beeindruckt, mit welchem Geschick Martin S. Burkhardt das Stilmittel der Überblendungen nutzt, um seinen Hauptdarsteller Peter aus der Gegenwart hinaus und in den Zweiten Weltkrieg hinein nach Finnland zu katapultieren. Hätte er das nur durchgehalten!

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Peter wird von Visionen heimgesucht, von Kriegserlebnissen, wie ihn sein Großvater einst unter Beschuss tatsächlich erlebt hat – mit allen körperlichen und seelischen Verletzungen, die damit einhergehen. Dieses ohnehin schreckliche Schicksal vermengt sich mit finnischen Überlieferungen, nach denen es durchaus möglich wäre, im Rahmen eines »Seelentauschs« dem Kriegsgrauen zu entrinnen und eine Scheibe vom ewigen Leben abzubekommen.

Verhängnisvolles Geschäft mit Wesen aus dem Reich des Bösen

Peter ist, ebenso wie seine Freundin Maren, natürlich vollkommen überrascht, dass er plötzlich Dinge nachempfindet, die schon seinen Großvater nahezu in den Wahnsinn getrieben haben. Und der hatte mitten im Krieg immerhin einen Freund, der ihm für den Preis seiner Seele eine Art Erlösung versprach, die sich als trügerisch herausstellen wird.

Jener Freund, Karl Gustav also, hat den Krieg überlebt und gehört zu den wenigen, die das Geheimnis um den Leichen fleddernden »Hauptmann« noch kennen. Denn der Freund der Familie ist Initiator eines verhängnisvollen Geschäfts mit einem Wesen aus dem Reich des Bösen, mit dem sich zwei Generationen später Peter und seine Freundin Maren das entscheidende Duell liefern werden.

So weit, so gut. Was auf hohem, durchaus gruseligem Niveau beginnt, muss ja nicht auch dort oben enden.

Bis die Geschichte entscheidend abflacht, hat Martin S. Burkhardt die Neugier es Lesers ausreichend geweckt, so dass der den Rest zwar nicht toll finden muss, aber der Vollständigkeit halber ertragen wird. Den Übergang von den fantastischen Überblendungen am Anfang zum Klamauk bedaure ich dabei persönlich sehr. Aber der Bruch ist echt krass:

Peter hat es mit einem wandelbaren aas- und seelenfressenden Wesen irgendwo zwischen Käfer und Mensch zu tun, das Schädel lecker zermalmt und die unterschiedlichen Eingeweide einer Leiche feinschmeckerisch bewertet wie Markus Lanz ein Fleischgericht im Kochstudio. Mit dem »Hauptmann« plaudert Peter locker plätschernd über Gott und die Welt – und selbstverständlich per Du – wie bei einem langweiligen Fußballspiel, zu dem man bequem auch bügeln oder eben bedeutungslose Kochshows anschauen könnte.

Irgendwann werden Karl Gustav und Peter diesem Wesen mit selbstgemachten Insektiziden zu leibe rücken. Danach wird das Thema – hoffentlich – erledigt und Marens größtes Problem sein, ob Peter und sie ausreichend Zahnbürsten dabei haben.

Ich glaube, dass ich nach solch einem ungeheuerlichen Abenteuer meine liebsten Schallplatten für  'nen Appel und ein Ei auf EBay verschleudert hätte, um mich für den Rest meines Lebens samt Freundin auf die nächste Südseeinsel zu beamen - mindestens jedoch bis zum Ende der Sommerferien. Und wenn Maren dabei wirklich die Frau meines Lebens gewesen sein sollte, dann hätte sie nicht das geringste Problem damit, dass ich möglicherweise erst nach drei Wochen zu irgendeinem Süßholz greife, um die Oberfläche meiner Beißer einigermaßen attraktiv wieder herzustellen.

Wie gesagt: Klasse gelungen am Anfang, dann von »ernst« über »lustig« bis »eher schade«.