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Doris Claudia Mandel - Unter den MaulbeerbäumenDoris Claudia Mandel
Unter den Maulbeerbäumen

KEN. Alois Benkesser ist echt ein Typ. Vor dem Mauerfall zog sich der Chemiker eine schlimmer Allergie zu und schuppt seitdem an den Beinen wie ein Fisch. Unter anderem deshalb schulte er auf Privatdetektiv um. Um beim Bild zu bleiben: Eigentlich kümmert er sich mäßig erfolgreich um die kleinen Fische. Bis zum Mord an Amtsrichter Taubenheim.

 
 

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Benkesser meidet Menschenmassen und zieht sich am liebsten in sein Hotelzimmer auf ein Bier oder eine Flasche härteren Stoff zurück. Doris Claudia Mandel verpasst ihm eine originelle Sprache voller Humor und sympathischer Derbheit. Dieser Zug gewinnt, so sehr Benkesser auch den Kotzbrocken mimt.

Männlich, weiblich - und irgendwas dazwischen

Jetzt hängt er in Egiswalde im Brandenburgischen fest, mehr oder weniger abgebrannt und mit ungepflegten Zähnen, die jeden Morgen zum letzten Mal wackeln könnten, wenn er sie unbedacht in knackige Frühstücksbrötchen versenkt. Seine »normalen« Fälle lassen gerade eben zu, dass er wirtschaftlich überlebt. Dann überlässt ihm sein ehemaliger Studienkollege und jetziger Staatsanwalt Magnus (»der Große«) Wintersinger den Mordfall an Richter Taubenheim. Gut dotiert und für die Dauer der Ermittlungen mit Franz als zuverlässigem, wortkargem Chauffeur einer eigens abgestellten Limousine.

Da die Polizei nicht weiterkommt, braucht Wintersinger jemanden, der über den Tellerrand hinausschaut und gleich darauf um die Ecke denkt. Schließlich sind am Tatort genetische Spuren aufgetaucht, die seit Jahren auch bei anderen Mordfällen in der Republik eine Rolle spielen. Niemand weiß, wer mit »Stüpp« gemeint ist, aber der gefundenen DNA zufolge scheint es eine Frau zu sein.

Schon bald wird es weitere Morde geben. Benkesser, »Mitglied im Berufsverband sachsen-anhaltischer Detektive«, wittert einen Zusammenhang mit historischen Dokumenten des Komponisten Ignaz Jakob Ciprian Weinbeißer, dessen 200. Todestag der Verein der Musikfreunde von Egiswalde demnächst feiern möchte. Die überraschend kunstbewanderte Kellnerin Vera vermutet, dass nicht nur die wertvollen Dokumente Fälschungen sein könnten, sondern die gesamte Biografie des Künstlers. Und das wird lebensbedrohlich für jeden sein, der kritische Fragen zu stellen wagt.

Dass Vera schon genetisch gesehen als Täter ausgeschlossen werden kann, deutet sie recht früh an, lange bevor Benkesser und sie dann doch in ihrem Schlafzimmer landen. Doch Doris Claudia Mandel gelingt es in »Unter den Maulbeerbäumen«, diese Spur zunächst zu verwischen, um sie später passend wieder zu aktivieren. So lernen wir einen scharfsinnigen Detektiv mit all seinen menschlichen Schwächen kennen, der sich schier atemlos in die Untersuchung stürzt.

»Atemlos« trifft diesen Titel auch an anderer Stelle. Dafür tragen vermutlich Doris Claudia Mandel, ihr Lektorat und spätestens »das Layout« die Verantwortung. Denn sie erzwingen Lesegewohnheiten, von denen ich dachte, dass sie seit Karl May ausgestorben wären. »Unter den Maulbeerbäumen« lässt dem Leser kaum Verschnaufpausen. Doris Claudia Mandel schafft es – manchmal über sechs Seiten - keinen einzigen Absatz zu setzen. Das Ergebnis sind selbst für begeisterte Leseratten arg große Happen, so wie Dreifachburger und »supersize« Süßgetränke, an denen zumindest Normalgewichtige im Schnellimbiss scheitern.

»Unter den Maulbeerbäumen« ist trotzdem ein außergewöhnlich guter Kriminalroman, den ich sehr gerne weiterempfehle. Auch wenn der Fall irgendwann geklärt sein wird, lohnt sich ein zweiter Durchgang wegen all der sprachlichen Schätze. Die gehen beim ersten Marsch durch die Bleiwüste verloren, wenn einem Bücher heilig genug sind, dass man sie nicht all über all mit Markierungen verhunzen möchte.

So wie damals, als das der Standard für Studierende war und es noch keine Kindles und Clipboards für Copy und Paste gab. Ist das echt schon soooo lange her?


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