Sophie Andresky
Dark Room

KEN. Fiona hat vor allem ihre Kuscheltiere lieb. Ansonsten gibt sie sich zur Entspannung die Kante in einem Swingerclub. Sie lässt sich in alle Körperöffnungen vögeln und begrabbeln und läuft dabei durchaus Gefahr, meistbietend versteigert zu werden. So wie ihre Eltern, und die haben das Bedürfnis nach dem finalen Sex-Kick mit dem Leben bezahlt.

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Irgendwo in der Stadt oder in einem Hangar auf dem Flughafen gibt es also das Lustlabyrinth, den exklusiven, absoluten Dark Room. Hier kennen die sexuellen Phantasien derer, die es sich leisten können, keine Grenzen – außer im Zweifelsfall den Tod ihrer Gespielinnen oder Gespielen. Die Explosion zwischen den Knien von Mann und/oder Weib, gehört zum Standard.

Düster, bizarr, erregend. Andresky eben.

Dafür braucht es eine exklusive Erlaubnis, zudem Verwalter, Entscheider und Helfershelfer, die sich immerhin noch daran erinnern, auf welcher Seite des Rechts sie inzwischen stehen. Im Zweifelsfall versteigern sie Plätze in der ersten Reihe an Interessenten, die schon immer einmal morden wollten. Wer Pech hat, bezahlt auf der anderen Seite die Nähe zur maximalen Lust mit dem Leben.

Die Polizei weiß schon davon, braucht aber potente Undercovers, die sich in die Szene mischen. Auch die Biografien dieser Heimlichen ist eng verknüpft mit Verlassensein, mit Missbrauch oder beides.

In Sophie Andreskys erstem thrillernden Roman gibt es nicht nur die Feuchtigkeit im Schritt, sondern auch biografische Ursachen und deren Wirkung. Während Fiona im Baumhaus ihre Kindheitsträume mit erwachsenen Doktorspielchen vermischt, wird im Hintergrund die Vernichtung der gar zu geschwätzigen Teilnehmenden des Lustlabyrinths geplant.

Dass es dabei den Drahtziehern an den Kragen gehen könnte, liegt im Rahmen des Genres. Wir dürfen uns überraschen lassen, denn Geilheit geht danach in jedem Alter, im Zweifelsfall erfüllt die Entscheidung über das nächste Opfer einen vergleichbaren Zweck.

Die Sex-Szenen entsprechen in etwa den Höllenszenarios alter Meister. Hinzu kommt moderner Tatort. Sonst wäre sogar die Erotik irgendwann langweilig. Am Ende war Mitleid mein vorrangiges Gefühl. Auch wenn ich annehme, dass es solche Swingerclubs und Lustlabyrinthe tatsächlich gibt, finde ich sie ziemlich krank. Erst recht weil in ihnen Schicksale ihr nächstes Level zu erreichen versuchen, die eigentlich in die Therapie gehören.

Die Mischung aus männlichem/fraulichem Hormonspiegel und kindlichem Gemüt bei Sophie Andresky hat bei alldem etwas Prickelndes. Selbst mit dem immer wieder elegant eingefügten Kondom hat sie nie auch nur entfernt etwas mit Mitgefühl, wirklichem Kontakt oder gar Verantwortung für das Schicksal einzelner oder der vielen anderen im Lustlabyrinth zu tun.

»Dark Room« - Erotisch? Irgendwie ja. Überflüssig? Auch. Lesbar am Ende? Ja, auch das. Sophie Andresky hat sich ziemlich beachtlich ins Thrillergenre gerettet. Sex verkauft sich immer. Crime als Add-on holt zusätzlich die Mehrwertsteuer wieder herein.