John Grisham
Das Gesetz - Stories

KEN. Schade eigentlich, dass der Originaltitel nicht beibehalten wurde: „Ford County“. So dachte ich zunächst, es ginge John Grisham in „Das Gesetz“ vor allem um Kurzgeschichten rund um den juristischen Kanon der Vereinigten Staaten. Stimmt aber nur am Rande.

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Grisham erzählt mit einer bewegenden literarischen Dichte über Menschen, die auf die eine oder andere Art mit dem Gesetz zusammenstoßen und sich manchmal hilflos, manchmal sehr kreativ diesem Konflikt stellen. Dabei stehen einem die fein gezeichneten Menschen näher als Recht und Ordnung oder „Das Gesetz“, wie das Buch im Deutschen heißt.

Porträts von Menschen aus Fort County

Grisham liebe den Süden der USA, so heißt es. Dazu gehört eben Ford County, ein Bezirk im Bundesstaat Mississippi, in dem alles ein wenig langsamer vor sich geht. Grisham schwingt seine Leser auf das Tempo dieser Region ein und führt uns in die Heime der Helden seiner sieben Geschichten.

So fiebern wir mit, wenn es Mack Stafford gelingt, aus seinem langweiligen Leben als erfolgloser Anwalt auszusteigen, als ein Konzern längst vernachlässigte Schadensfälle endlich vom Tisch haben will. „Die Fischakten“ sind genau so dicht erzählt wie der „Ort zum Sterben“ des Adrian Keanes. Der AIDS-Kranke wird von der betagten Farbigen Emporia in seinen letzten Wochen gepflegt wird. Und sie nimmt dabei mit der christlichen Pflicht sogar in Kauf, dass die Stadt und ihre Kirchengemeinde sich schmählich von ihr abwenden.

Raymond, ein arroganter und ziemlich mieser Schleimer, verrät sogar noch im Todestrakt die Liebe aller Mitglieder seiner ohnehin heruntergekommenen Familie. Obwohl es für die normal ist, mit dem Gesetz auf Kriegsfuß zu stehen, halten die Brüder und die Mutter Raymond für unschuldig an einem Mord. Immerhin: Es gelingt den Brüder, die Mutter davon abzuhalten, der Hinrichtung Raymonds in der Gaskammer beizuwohnen. Als sie dann mit dem Leichnam auf dem Truck heimkehren, scheint auch das irgendwie normal.

Nein, ich finde John Grishams Geschichten nicht wirklich komisch, nachdenklich vielleicht und traurig. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass es Grisham gelungen ist, uns ein paar der Menschen von Ford County menschlich näherzubringen, statt uns mit mit knallharter Juristerei zu belästigen. Das fühlt sich bei aller Tragik gut an, wie ein Stück Amerika, das in den Ballerkinos so eher am Rand stattfindet.