Michael Connelly
Sein letzter Auftrag

KEN. Jack McEvoy ist erst um die 40 Jahre alt und Gerichtsreporter der Tageszeitung L.A. Times. Der erfahrene Reporter gehört, so will es die "Szene", bereits zu den alten Eisen, die von billigeren und ehrgeizigen Jungredakteuren verdrängt werden: Die kennen sich vor lauter Herumgesurfe besser mit den schnellen Online-Medien und -Redaktionen aus ...

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Bestenfalls eignet sich McEvoy noch dazu, seine eigene Nachfolgerin einzuarbeiten, bevor er dann endgültig entlassen wird. Doch der alte Hase versteht sein Geschäft und startet mit einer Pulitzer-Preis-verdächtigen Geschichte durch, um sich für die Zeit nach der L.A. Times zu positionieren. Ein sensationeller Bericht, ein sogenannter Scoop, zu Deutsch „Knüller", soll ihm seinen Abschied erleichtern.

Wenn Tageszeitungen am falschen Ende sparen

McEvoy recherchiert um einen schwarzen Jugendlicher, der wegen brutaler Folter und Mord an einer Tänzerin festgenommen wird. Als der Reporter auf einen fast identischen Fall in Las Vegas aufmerksam wird, ist er sich sicher: Der Jugendliche mag zwar eine Menge auf dem Kerbholz haben, aber er kann nicht der Täter sein. McEvoys Recherchen führen dazu, dass auch seine junge Kollegin dem Mörder zum Opfer fällt, und auch die FBI-Agentin Rachel Walling und er selbst geraten in Lebensgefahr.

Die Auflösung führt in ein Umfeld, das Internetbegeisterte aufhorchen lassen sollte. Stichwort: „Cloud Computing". In anscheinend sicheren Serverfarmen, die eigene Speichermedien und deren Wartung überflüssig machen sollen, sind am Ende doch wieder die Menschen mit Zugriff auf den kompletten Bestand persönlicher Daten das eigentliche Sicherheitsrisiko.

Michael Connelly hat mich mit „Sein letzter Auftrag" angenehm überrascht. Sein Thriller spielt in einem Medienumfeld, in dem so gar nichts mehr in Ordnung ist. Mit seinem spannenden Roman gelingt ihm eine aktuelle und nachdenkenswerte Warnung an gar zu leichtgläubige Technikfreaks. „Sein letzter Auftrag" ist ein Triller, den ich mir zusätzlich gerne im Kino anschauen würde. Mit „Das zweite Herz" ist Connelly dieser Doppelschlag auf eine bemerkenswerte Weise bereits gelungen. Der Thriller wurde als „Bloodwork" erfolgreich von und mit Clint Eastwood verfilmt.