Robert Ludlum und Kyle Mills
Die Nano Invasion

KEN. Was bei Tom Clancy der »Campus«, das ist bei Robert Ludlum »Covert One«. Im Literaturbetrieb sind beide Bewerber um die begrenzte Ressource Leser. Mal führt dabei der eine, mal der andere. Abzüge gibt es, wenn der Hauptdarsteller einen gar zu strapazierten Namen trägt und einfach nur Jon Smith heißt. Ist der Rest dann auch so billig?

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In »Die Nano-Invasion« verlegt Kyle Mills als Ludlum-Autor die Keimzelle des Grauens zunächst nach Fokushima. Fokushima ist nach Tschernobyl für alles gut, was rund um die Kernkraft nicht funktioniert. Zudem ist es eine belastete Umgebung, in der mit radioaktiven Materialien im Verborgenen Unfug betrieben werden könnte.

Winzig klein und extrem gefährlich

In diesem Fall bekommt Jon Smith von der US-Sondereinheit Covert One in einem japanischen Fischerdorf einen Koffer mit unbekanntem Inhalt zugespielt. Er überlebt die Übergabe nur knapp.

Zurück in den USA identifiziert ein befreundeter Kerntechniker den Inhalt als das Werk von Nanorobotern. Die können sich nicht nur selbst vervielfältigen, sondern Metall, Stein und Kunststoff zersetzen. Dass General Takahashi in diesem Umfeld genannt wird, spricht zumindest dafür, dass ein Projekt jenseits ziviler Absichten außer Kontrolle geraten ist.

Takahashi gilt als jemand, der Japan zu neuer militärischer Größe verhelfen und historische Niederlagen wiedergutmachen will. Nach ersten geostrategischen Analysen vermutet Jon Smith schon bald eine Gefahr für die gesamte freie Welt.

Kyle Mills schaut in diesem Roman etwas glaubwürdiger in einen erschreckenden Teil der Zukunft. Spätestens seit Nanopartikel in Kosmetika und Zahncremes vorkommen und aus Nanostoffen hochbelastbare Materialien hergestellt werden, wird der Mikrowelt eine Menge zugetraut. Nicht ganz so wie seinerzeit in »Micro«, das uns Michael Crichton hinterlassen hat und das Richard Preston vollendete.

Der Autor von »Jurassic Park« fand einen quantenphysikalisch begründeten Weg, seine Protagonisten zu schrumpfen. In »Die Nano Invasion« setzen größenwahnsinnige Forscher und Militärs nach einer Naturkatastrophe unersättliche Winzlinge frei, die keinen Unterschied zwischen Freunden und Feinden machen und sich dabei jeder Kontrolle entziehen.

Leider haben wir noch keine Ahnung, welche Möglichkeiten und Gefahren die Nanotechnologie birgt. Von daher trägt Kyle Mills mit dazu bei, dass wir vorsichtiger mit unserer Begeisterung für die Eroberung der Kleinstwelt umgehen.

»Die Nano Invasion« deutet eine Entwicklung an, bei der technikgläubige Zauberlehrlinge wieder einmal Geister rufen, ohne sich ausreichend Gedanken darüber gemacht zu haben, wie sie diese auch wieder loswerden. Jon Smith und das bewährte Covert-One-Team haben jedenfalls alle Hände voll zu tun, um die Gefahr einzudämmen.