Ralph Hauptmann
Herrscher der Eisenzeit
KEN. Was ist so Besonderes an den Kelten, dass die Stadt Stuttgart sowohl im Kunstgebäude als auch im Alten Schloss gleichzeitig die zusammen größte Kelten-Ausstellung seit 30 Jahren präsentiert? Ralph Hauptmann gibt in seinem über 500 Seiten starken Wälzer unterhaltsam erzählend und wissenschaftlich fundiert Antworten darauf.
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Dass die Ausstellung vom 15. September 2012 bis 17. Februar 2013 über 1300 Exponate zu den Kelten zeigt, heißt nämlich nicht, dass die Wissenschaft schon alles über sie weiß. Die Faszination liegt im Gegenteil. Möglicherweise liegt der Ursprung der keltischen Völker bereits im englischen Stonehenge, in Irland oder in Frankreich und fällt in die Zeit von 3500 bis 2500 vor Christus.
Die faszinierende Welt der Handelsherren, Krieger und Druiden
Die frühe Geschichte ist kaum dokumentiert. Um so willkommener ist mir die Darstellung von Ralph Hauptmann, der in seine umfangreiche Übersetzung wissenschaftlicher Literatur dokumentarische Geschichten über das Leben, Handeln und Kämpfen einstreut. Seine Kelten-Biographie beginnt vor langer, langer Zeit und endet in der Gegenwart, wo zeitgenössische Subkulturen wie die »Gothics« das vergleichsweise wenige Wissen um die Kelten auf ihre Weise deuten.
Von Irland bis Anatolien reichte der Einfluss der Kelten. Bei den Griechen galten sie als Barbaren wegen ihrer Hosen, ihres großspurigen Auftritts und ihres Goldbehangs. Als Händler waren sie geschätzt und als Krieger gefürchtet. Sie ehrten ihre besiegten Feinde und Angehörigen, indem sie ihnen die Köpfe abschlugen und die Schädel als Trinkgefäße nutzten. Je mehr abgeschlagene Köpfe jemand nach der Schlacht präsentieren konnte, desto größer war sein Anteil an der Beute. Irgendwann war die Zeit der Kelten vorbei. Den Römern machten sie als Gallier noch das Leben schwer. Selbst Julius Caesar hatte keine Ahnung, mit wem er es wirklich zu tun hatte.
Waren die Kelten also ein Volk oder viele Völker? Beeinflussten Sie Europa mit Untergruppen, ganz so wie sie mit ihrer Guerilla-Taktik in kleinen, unabhängigen Grüppchen in die Schlacht zogen? Ralph Hauptmann bremst mit seinem Buch auf packende Weise die überbordende Phantasie zu den Kelten. Bei Asterix und Obelix steht nur ein winziger Teil der Wahrheit über Zaubertränke, reisende Händler und besiegte Völker, die irgendwie »spinnen«. Auch in Filmen wie »Braveheart«, »Der Erste Ritter«, »King Arthur« und »Merlin« kommt man den Kelten bestenfalls näher, wobei sich die Geschichte um Camelot und die »Ritter der Tafelrunde« längst verselbstständigt hat.
Ralph Hauptmann kann nur so gründlich sein, wie es der aktuelle Forschungsstand erlaubt. Herausgekommen ist ein lebendiges, faszinierendes Buch über die »Herrscher der Eisenzeit«, die trotz allem geheimnisumwittert bleiben werden.