Thomas Frankenbach
Warum Läufer beharrlich sind und Surfer das Leben genießen
KEN. Während des Lesens dachte ich die ganze Zeit: »Umgekehrt würde ein noch besserer Schuh daraus.« Klar, dass man eine Sportart betreibt, um seine Stärken zu stärken oder seine eigentlichen Schwächen (»Schattenseiten«) zu leben ...
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Eine Sportart genau deswegen gezielter zu entdecken, wäre ein noch wertvollerer Beitrag zur Gesundheit. Der erfolgreiche Shotokan-Karatekämpfer Thomas Frankenbach wendet seine Kenntnisse als Ernährungs- und Gesundheitswissenschaftler bei seinen Klienten sogar auf diese Weise an, wie die Fallbeispiele zeigen. Davon hätte ich mir mehr gewünscht.
Was dein Sport über dich verrät!
Thomas Frankenbachs Buch spricht zunächst ästhetisch an. Die Fotos würden sich auch in Postergröße als Werbung für den Sport und den Körperkult rund um die ewige Jugendlichkeit machen. Das Buch mit dem Marathontitel ist im Rahmen eines Promotionsprojekts entstanden. Vermutlich sollte es für das Thema also einen »Dr.« mit philosophischen, psychologischen, medizinischen Anteilen oder solchen der »Leibesertüchtigung« geben. Dabei liegt es doch so nahe, darüber nachzudenken, warum jemand einen bestimmten Sport betreibt.
Frankenbach fragt dabei vor allem zwei Dinge ab: Wie unterstützt uns der Sport in dem, was wir ohnehin gut tun? Und wie unterstützt uns der Sport in dem, was wir ansonsten weder gut können noch in unserem sonstigen Lebensbereichen verwirklichen? Das ist dann bereits Philosophie. Psychologie wird es, wenn wir die Antworten an Sigmund Freud und Carl Gustav Jung knüpfen: Weltbild - Charakter - Sportart in beliebigen Reihenfolgen.
Natürlich gibt es auch genetische Faktoren, die einen für Tennis, Leichtathletik, Klettern oder Schwimmen besonders qualifizieren. Nach Jahrzehnten in meiner Stammsportart behaupte ich jedoch, dass es innerhalb jeder Sportart einen ganzen Kosmos mit allen Weltbildern und allen Charakteren gibt. Selbst rund ums Schwimmen gibt es Team-Elemente, und auch im Achter rudern Individualisten. Nie geht es nur um körperliche Fitness, immer um Formen der Selbstverwirklichung. Auch Grenzerfahrungen sind dabei, falls man den Wolf im berufsbedingten Schafspelz nicht ausleben kann.
Leben wir Qualitäten, die unsere Sportart transportiert, auch in unserem sonstigen Erfahrungen aus? Dient der Sport als Ventil für etwas, für das wir in unserem Alltag sonst keinen Platz haben? Frankenberg trägt systematisch zusammen, was man einem Läufer (Marathon oder Hundertmeter), einem Radfahrer, Kampfsportler, Surfer und so weiter rein intuitiv als Antwort auf diese Fragen unterstellen mag.
Das Buch richtet sich, so finde ich, vor allem an aktive Sportler und vielleicht an Leser, die aktive Sportler besser verstehen wollen. Daraus eine Typologie nach dem Motto zu machen: »Wer joggt, der ist ...« fände ich übertrieben. Umgekehrt wäre es spannender:
Wenn Herr Couch-Potatoe schon lange keinen Sport mehr betrieben hat, dann könnte er einen persönlichen Stärken- oder Wertewandel identifizieren und sich danach in die möglichst passende Sportart einführen lassen. Der nächste Schritt wäre die Suche nach einer Umgebung, in der er die Sportart gerne und lange betreiben mag. Damit wäre »Warum Läufer beharrlich sind und Surfer das Leben genießen« erst der Anfang, über einen Zugang zu neuen Bewegungsformen nachzudenken.
Aktive Sportler sind schon genug mit sich selbst beschäftigt. Ich wünsche mir einen zweiten Band als Entscheidungshilfe für die Unsportlichen. Gerne wieder mit Thomas Frankenbach.