Ronny Tekal
Sorry, das waren die Hormone!
KEN. Wäre Ronny Tekal mein Bio-Lehrer gewesen, hätte ich sicher mehr Spaß an dem Fach gehabt. Sein Lehrbuch »Sorry, das waren die Hormone!« über das, was uns im Leben wirklich steuert, ist lustig, witzig und vielleicht gerade deshalb sehr verständlich.
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Am Ende des Buchs waren die Hormone meine besten Freunde. Sie sorgten dafür, dass ich irgendwann meine Frau kennenlernte, wir Kinder bekamen und uns über manchmal ziemlich lange Jahre immer wieder aufraffen konnten, sie großzuziehen. Inzwischen sind ähnliche Hormone wie seinerzeit bei uns bei ihnen aktiv. Früher oder später könnte daraus wieder eine Familienphase werden, die uns dann jedoch hormonell gesehen nur noch bedingt etwas angeht.
Was uns im Leben wirklich steuert
Inzwischen sorgen andere Hormone dafür, dass unser Haare grau werden, wenn sie nicht gar ausfallen. Auch Pfunde gibt es inzwischen an Stellen, wo die Hose früher längst zu Ende war. Neben den Hormonen setzt sich die Genetik durch. Und nur manchmal lässt sich der Prozess durch eine andere Ernährungsweise, Schlaf und Bewegung ein bisschen steuern.
Im Lauf des Lebens gibt es immer auch Phasen, in denen wir mehr oder weniger künstliche Hormone zu uns nehmen. Frauen mit der Pille, Männer mit dem stolz geangelten Fisch aus dem hormonversetzten Fluss. Und alle gemeinsam wegen der Plastikflaschen, die noch nie das waren, was wir von ihnen erwarteten.
Ronny Tekal arbeitet wirklich lehrbuchhaft alle Lebensphasen durch. Er begleitet uns als unterhaltsamer Reiseführer durch den menschlichen Körper. Das erklärt eine Menge. Wie für ihn ist nach Östrogen und Testosteron mein Lieblingshormon das Oxytocin. Ronny Tekal nennt es das Liebes- oder Treuehormon.
Oxytocin stimuliert unser Nestbau- und Fürsorgeverhalten und ist, wie so ziemlich alle Hormone, nicht unendlich verfügbar. Das sollte Eltern kurz vor der Rente interessieren, deren Sprösslinge im dritten Lebensjahrzehnt zum sechsten Mal zur Erstsemesterfeier gehen. Irgendwann sollte der Oxytocin-Vorrat für andere Zwecke genutzt werden als für die seinerzeit kleinen Süßen, die nur zu lächeln brauchten, damit die Flasche gereicht und die Windel gewechselt wurden. Brüllen geht natürlich auch und erfüllte den gleichen Zweck. Große Süße bekommen einen auf die gleiche Weise besser nicht mehr herum.
Ich hatte viel Spaß an Ronny Tekals Hormonlehre, die sich über weite Strecken wie ein in Menschensprache übersetztes Fachbuch liest. Immer wieder gelingt es dem Autoren, dem Ernsthaftesten noch einen unerwarteten Spritzer Humor zu verpassen. Welche Hormone genau ihn dazu animiert haben werden, habe ich wieder vergessen. Aber wenn sie das bewirken können, sind sie mir sehr sympathisch. Solche Lehrer können wir inzwischen – so es jemals welche geben sollte – unseren Enkeln nur wünschen.