Paula Brandt
Mayday aus der Chefetage
KEN. Paula Brandt richtet sich mit »Mayday aus der Chefetage« vor allem an Manager. So wie Frauen angeblich gerne Männer- und Männer gerne Frauenzeitschriften lesen, empfehle ich dieses Buch Mitarbeitern, die wissen möchten, wie ihre Manager ticken.
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»Warum Manager in Krisen scheitern«, erklärt uns Paula Brandt nach jahrzehntelangen Erfahrungen im Topmanagement. Jemanden zu verstehen, heißt nicht, dass wir auch Mitleid mit ihm haben müssen. Überforderte Manager sind auch meinen (P.K.) Klienten für Coachings zufolge jedenfalls häufig genug die Ursache für den Stress ihrer Mitarbeiter. Und es ist ihnen meistens egal.
Wenn es für Manager in der Krise ums Ganze geht
Authentische Führungspersönlichkeiten verfügen nach Paula Brandt im Idealfall über eine gute Methode zum Stressabbau, um zumindest physiologisch die Grundlagen für ihre Aufgaben zu schaffen: »Voraussetzung ist, die Grundspannung niedrig zu halten (…) Mit einer überhöhten Grundspannung bekommen Sie gar nicht mit, dass es Ihnen schlecht geht.«
Paula Brandt empfiehlt Entspannungstechniken, die »auf Knopfdruck« funktionieren sollen. Sie regt Manager dazu an, ihre »Toleranzfenster zu vergrößern«, indem sie sich mit ihrer eigenen Vergangenheit und den frühen Ursachen unangenehmer Gefühle beschäftigen. Und schließlich sollten sie für ein »gutes Umfeld« sorgen: »Auf der einen Seite treiben (viele Manager) Sport, oft sogar bis ins Extrem, und auf der anderen Seite geben sie erstaunlich wenig auf sich acht, indem sie beispielsweise bewusst weniger schlafen und Mahlzeiten ausfallen lassen.«
Topmanagern wird offenbar zu leichtfertig unterstellt, dass sie sich ausreichend um solche grundlegenden Bedürfnisse kümmern. Diese Zuschreibung scheinen sie als Teil ihres Selbstverständnisses sogar zu übernehmen und eventuelle Mängel mit Stil in der Kleiderwahl zu kaschieren.
Paula Brandt unterscheidet zwei grundsätzliche Kategorien von Managern: Die »Menschenfresser« unter ihnen sind dominant, lassen keine Empathie zu, missachten vereinbarte Regeln und sind unberechenbar. Sie missbrauchen ihre Macht, verstoßen gegen die Rechte anderer, machen leere Versprechungen und sind hochgradig manipulativ.
Der »authentische Manager« dagegen kontrolliert sein Ego, ist seinen Mitarbeitern zugewandt, prinzipientreu, glaubwürdig und verlässlich. Er übervorteilt andere nicht, zeigt Respekt und Anerkennung, kann Resultate vorweisen und erreicht die Menschen emotional.
Paula Brandt hat 18 Jahre lang Vorstände und Geschäftsführer beobachtet und beraten. Ihr Ziel sei es, Manager so zu unterstützen, dass sie Krisen bewältigen und gleichzeitig menschlich bleiben. Das sei für Spitzenmanager die größte Herausforderungüberhaupt.
Gestresste Manager. – Lee Iacocca, der seinerzeit die Chrysler Corporation aus einer Krise führte und zu den Legenden unter den Topmanagern zählt, hätte dafür wenig Verständnis. Niemand solle ernsthaft Verantwortung für Tausende von Mitarbeitern übernehmen wollen, der nicht einmal in der Lage sei, sein eigenes Wochenende zu organisieren.
Nach Paula Brandts »Insiderbericht« dürften viele Topmanagementpositionen fehlbesetzt sein. Die Autorin beschreibt ihrer Klientele in einer erschreckenden Hilflosigkeit und selten genug wirklich reif oder gar ausgebildet für ihre Aufgaben. Manager verbringen offenbar einen großen Teil ihrer Zeit vor allem damit, ihre eigene Position zu sichern. Um kompetent und bedrohlich zu wirken, reden sie von »Munition aufbauen«, »Krieg« und »Kampf gegen die Konkurrenten« – und ziehen sich irgendwann emotional komplett zurück.
Kein Wunder, dass Mitarbeiter kopfschüttelnd sagen: »Das Management hat nicht nur verbrannte Erde hinterlassen – die war radioaktiv verseucht.«
Tatsächlich managen hochbezahlte Führungskräfte häufig Systeme in einer Dimension, für die sie in einem normalen Menschenleben niemals die Verantwortung übernehmen können. Das Schlimmste, was ihnen dabei passiert, ist der Rücktritt und die öffentlich vorgetragene Floskel, dass sie damit »die Verantwortung übernehmen«.
Paula Brandt möchte mit ihrem Ratgeber die »Teppich-Etagen« erreichen. Hoffentlich gelingt ihr das, und hoffentlich nehmen sich genügend Manager die Zeit, »Mayday aus der Chefetage« zu lesen. Am besten, bevor ihre Mitarbeiter das tun.