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Das Extra für Sie

»KEN« ist das Kürzel von Peter Kensok, Stuttgart. Gastautoren werden mit vollem Namen genannt.


Stephen King – Doctor SleepStephen King
Doctor Sleep

KEN. Am Ende bleibt das Gefühl, hier findet eine Übergabe von einer Generation an die nächste statt. Spannend in diesem Sinn ist vor allem das Nachwort von Stephen King. Es habe ihn immer wieder beschäftigt, was aus Danny, dem hellsichtigen Jungen aus dem legendären »Shining« (1977) geworden sei. Über Dannys Leben danach erzählt er hier.

 
 

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Die nächste Generation ist im richtigen Leben sein Sohn Joe Hill und der Schrecken in »Christmasland«, den King in »Doctor Sleep« zitiert. Der geniale Vater des Horrors baut ansonsten auf seinen eigenen Erfahrungen als jemand auf, der im Lauf seines Lebens mehr als genug der Flasche zugesprochen hat. Vielleicht konnte er so immer wieder die Gespenster seiner eigenen Phantasie und seine Besessenheit an der Schreibmaschine besser ertragen. Seine empfehlenswerte Biografie »Das Leben und das Schreiben« drängt diesen Gedanken nahezu auf.

»Shining« 2.0

Worum geht es also hier? Auf Amerikas Highways hat eine es eine mörderische Sekte auf Kinder abgesehen, die das »Shining« haben. Danny, der Hausmeister aus dem Overlook-Hotel, inzwischen pflegerisch bis seelsorgerisch in einem Hospiz tätig, gehört dazu. Er hat auf geheimnisvolle Weise Kontakt zu Abra, einem Mädchen mit noch immer unschuldiger Shining-Begabung wie einst er selbst. Ihre Jäger, ein ziemlich fahrendes Volk, haben es auf Energien abgesehen, die mit dieser Fähigkeit verbunden sind. Solange sie sich davon nach dem Tod ihrer Opfer durch Folter ernähren können, sind sie nahezu unsterblich. Sie haben zudem eine Verbindung zum Oberlook-Hotel, in dem einst Jack Nicholson einen mehr und mehr durchgedrehten Hausmeister mimte.

Danny hat längst eine Karriere als Anonymer Alkoholiker hinter sich. Er erträgt sich selbst und seine Begabung immer wieder nur am Rande der Versuchung durch den nächsten Schluck. Im Hospiz wird er dann um Hilfe gebeten, wenn der Hauskater es sich am Bett von Sterbenden zeigt, die Angst vor ihrer nach menschlichem Ermessen endgültigen Reise haben. Damit kennt sich Danny gut aus.

Seine aktuelle Herausforderung ist jedoch das Duell mit der Oberbösen der Monster, die auf den Highways nicht zum ersten Mal Kinder mit Shining-Fähigkeiten aussaugen, wie seinerzeit Dracula aus Transsilvanien das Blut, bevor die Transfusionen erfunden wurden.

»Doctor Sleep« ist für meinen Geschmack nicht der beste King. Daran trägt er selbst die Schuld, weil es seit »Shining« und der unglaublichen Schaffenskraft des Meisters danach kaum etwas in der Szene gibt, was er nicht selbst angeregt hat. Der Roman hat schon deshalb einen historischen Wert, weil Stephen King den Mythos rund um Danny selbst abrundet.

70 Jahre alt wird Stephen King 2014, und Danny wäre seit seiner Erfindung ein Mann in mittleren Jahren. Dass der King daselbst und höchstpersönlich die »Shining«-Geschichte aus den 1970er Jahren abschließt, ist aller Ehren wert. Vielleicht gibt es irgendwann eine Fortsetzung mit ähnlichem Terror, denn Joe Hill ist der Apfel, der direkt neben dem Stamm vom Baum fiel - und er ist ein viel versprechender Erbe. Doch die Verantwortung für sein Lebenswerk übernimmt Stephen King, so lange es geht, eben selbst.

Hut ab auch deshalb: Nach drei Jahrzehnten fühlt Stephen King sich noch immer seinen literarischen Geschöpfen verpflichtet. Das alleine macht »Doctor Sleep« lesenswert.



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