John Niven
Music from Big Pink
KEN. Das legendäre Album »Music from Big Pink« erschien 1968 und damit vier Jahre vor der Geburt John Nivens, der diese »Biographie« eines Stücks Musikgeschichte verfasste. Robbie Robertson, Gitarrist und Hauptsongwriter von »The Band«, bescheinigt ihm so etwas wie Authentizität: als wäre Niven dabei gewesen.
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Für John Niven und sein Buch ist das der Ritterschlag von einem, der für »Music from Big Pink« tatsächlich im Studio stand.
So nah an Bob Dylan dran, wie es die Fiktion erlaubt
Niven schleust in seinem halb dokumentarischen, halb fiktionalen Roman Greg Keltner in das Umfeld von »The Band« und Bob Dylan ein. Zu gerne wäre Keltner selbst Musiker, aber sein krimineller Brotjob muss ihm für den Unterhalt genügen. Er zieht zu einem Freund nach Woodstock und lernt die Mitglieder von »The Band« und ihren Manager Albert Grossman kennen. Hier erlebt er die Geburt des legendären Albums, das nach dem rosafarbenen Haus in Saugerties (New York) benannt wurde, in dem Bob Dylan 1967 wohnte.
Klar geht es in dem Roman auch um Kokain und anderen Stoff, den sich Keltner, die Musiker und der Hofstaat rund um Bob Dylan einwerfen. Das gehört zum Stil und geht auch schief. John Niven verherrlicht das nicht. Nur seine Rolle als »Stimmungsaufheller« mit den entsprechenden Tütchen erlaubt dem 23-jährigen Keltner jedoch, überhaupt in die Nähe seines Stars zu kommen. Er ist Beobachter eines kreativen Prozesses und in der Darstellung Nivens so etwas wie der erste Fan von »The Band«. Keltner wird Jahre später behaupten können, ein Stück Musikgeschichte miterlebt zu haben, eben »Music from Big Pink«.
Flowerpower und Woodstock waren nicht nur revolutionär, trotzig und frei. Es war die Zeit der Proteste gegen Kriege, die wieder einmal unsägliches Leid verbreiteten, und der Ablehnung des Establishments. Bob Dylan gab den Menschen mit seiner Musik Orientierung und erreichte sie selbst durch den Rausch hindurch, wenn sie sich also zudröhnten, um nicht mehr hinschauen zu müssen.
Dass Robbie Robertson John Nivens Buch bestätigt, finde ich beruhigend, nicht weil ich den Lebensstil der Menschen damals so toll fände. Aber John Nivens Darstellung wird damit bescheinigt, dass die Zeit damals so war. Im Gegensatz zur Farbe des Hauses, dem das Album seinen Namen verdankt, waren die 60er eben alles andere als nur rosig.