Carsten Maschmeyer
Selfmade - erfolg reich leben
KEN. Wer die Erfolgsratgeber der letzten 15 Jahre gelesen hat, findet hier nichts Neues - außer dass »Selfmade - erfolg reich leben« unter dem Namen Carsten Maschmeyer erschienen ist. Das Buch ist Teil einer Selbstinszenierung, bei der eine Hand die andere wäscht und beide zusammen dafür sorgen, dass die Westen immer schön weiß wirken.
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Bücher werden nicht von einem Tag auf den anderen geschrieben, es sei denn der »Autor« engagiert ein entsprechendes Team. Dann geht es recht fix - von der Biographie bis hin zur Dissertation. Ich habe mich dementsprechend gefragt, ob dieses Buch wirklich selfmade ist. Andererseits ist das nicht wirklich wichtig. Spannender ist das Erscheinungsdatum, denn »Selfmade - erfolg reich leben« war mehr oder weniger unterwegs, als Christian Wulff vom Präsidentenamt befreit und wenig später Joachim Gauck seine neue Behörde auf das ganze Land erweiterte.
13 Kapitel »Lebens- und Leistungsverstärker«
Carsten Maschmeyer finanzierte die Werbung für Wullfs Buch »Besser die Wahrheit«, Wulff revanchierte sich unfreiwillig mit der entsprechenden PR durch seinen Abschied, einen Zapfenstreich zweiter Klasse und einem ordentlichen Rentenscheck für den Rest seines bis dahin 52-jährigen Lebens. Ob das Carsten Maschmeyer für sein Buch wirklich so toll in den Kram gepasst hat?
»Selfmade« wird inzwischen als Bestseller bezeichnet, was lediglich heißt, dass es eine bestimmte Auflage hat, die auch verkauft worden sein soll. Aber »Bestseller« beantwortet nicht, wer und warum jemand dieses Buch kauft.
»Lassen Sie keine Problemmacher in Ihr Bett« rät Maschmeyer unter anderem nach einer gescheiterten Ehe. Er meint damit allerdings, dass man sich auch für die Bearbeitung von Problemen Termine setzen soll und sich nur dann damit beschäftigt. Er lebt inzwischen öffentlichkeitswirksam mit der Schauspielerin Veronica Ferres zusammen und hat zumindest ein Problem gelöst.
Davon gab es im Leben Casten Maschmeyers viele. Auch hier schlägt das Klischee mit voller Wucht zu. Er kommt aus eher einfachen Verhältnissen, hat früh mit kleinen Jobs angefangen und bereits als Student mit 19 über Finanzberatungen ordentlich Geld verdient. Er hatte Visionen, Träume, war zielorientiert und präsentiert jetzt in 13 Kapiteln seine »Lebens- und Leistungsverstärker«.
Das alles hat es schon mal gegeben: Napoleon Hill mit »Denke nach und werde reich - die 13 Gesetze des Erfolgs« (1937), Dale Carnegie »Wie man Freunde gewinnt« (1937) und »Sorge dich nicht, lebe« (1948). Und all das ist bei Maschmeyer positiv gehalten in einem Stil, der allerdings noch weit weg ist von »Grenzenlose Energie« (1986) und »Das Robbins Power Prinzip« (1992) von Anthony Robbins. Aber die sind eben nicht aus diesem Land und inzwischen so häufig modelliert und dabei meistens schlecht kopiert worden, dass einmal mehr nicht schadet. Maschmeyer eben.
»Der Schlüssel zum Erfolg liegt in uns. Wer ihn bei anderen sucht, wird scheitern. Dieses Buch hilft dabei, den Schlüssel und das dazu passende Schloss zu finden«, schreibt der ehemalige Medizinstudent. Er behauptet, keinen Beruf, sondern Erfolg angestrebt zu haben. Den hat er: Der Blätterwald braucht bunte Vögel wie Carsten Maschmeyer, und die Gelbe Presse folgt ihren Aufs und Abs.
Auch ich finde, dass es sich lohnt, zielorientiert zu sein und sich um darum zu kümmern, die eigenen Träume wahr zu machen. Durchhaltevermögen, Bildung, Selbstverantwortung, Netzwerken und Zeitmanagement mit klaren Prioritäten gehören dazu. Das wäre dann eher Stephen Covey mit »Die sieben Wege zur Effektivität« (1989) oder Lothar Seiwert (diverse seit den 80ern).
»Inscene yourself« ist inzwischen ein marktankurbelndes Klischee, das längst nicht nur bei Karstadt Furore machte, sondern eitle Triebe in jede Richtung schießt. Inszeniere dich selbst mit allen Mitteln der Kunst und der PR, erst recht wenn Geld kaum noch eine Rolle spielt. Oder wenn du den Mut hast so zu tun, als wenn dem so wäre.
»Selfmade - erfolg reich leben« reißt mit, wer es mag. Im Erfolgs-(Westen) gibt es jedoch kaum noch etwas Neues. Am Ende ist es eine Frage der persönlichen Werte, was man von den Ratschlägen übernehmen mag. Maschmeyer sellt sich best. Das Buch selbst geht so.