Hyeonseo Lee
Schwarze Magnolie
KEN. Seit Hyeonseo Lee vor dem UN-Sicherheitsrat 2014 über die Menschenrechte in Nordkorea sprechen konnte, ist sie ebenso gefürchtet wie gefragt. Sie weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, in ein fremdes Land zu fliehen und dort fast zehn Jahre lang illegal zu leben. Vor allem um zu überleben.
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»Schwarze Magnolie« ist dem Untertitel nach »Ein Bericht aus der Hölle«. Vergleichbare Höllen gibt es in dieser Dekade eine Menge – und selten so viele Menschen, die ihnen zu entkommen versuchen. Koste es, was es wolle.
Wie ich aus Nordkorea entkam
Hyeonseo Lee wurde um 1981 in Nordkorea geboren. Dass es nur wenige Informationen über ihr Land gibt, dafür sorgt die Regierung in der Hauptstadt Pjongyang aktuell unter Kim Jong-un (*1983). Kim Jong-un beerbte seinen Großvater Kim Il-sung (1912 - 1994) und seinen Vater Kim Jong-il (1941-2011) als Diktator in dritter Generation des Landes. Heute erschreckt Kim Jong-un den Rest der Welt immer wieder mit der Nachricht, Atomwaffen zu bauen und bereit zu sein, sie gegen den »Klassenfeind« einzusetzen.
Im Alter von nur sieben Jahren erlebt Hyeonseo Lee zum ersten Mal eine öffentliche Hinrichtung. Das Zuschauen müssen wird verordnet - als Bestätigung für regierungstreue Nordkoreaner ebenso wie zur Abschreckung der Zweifler. Oft sieht Hyeonseo Lee im Grenzfluss zu China Leichen schwimmen, Menschen, deren Flucht in ein besseres Leben misslang.
Bis ihr Stiefvater als Held der Nation in Ungnade fällt und unter mysteriösen Bedingungen im Krankenhaus stirbt, hat Hyeonseo Lee es vergleichsweise gut. Sie lebt bei ihrer Mutter, die es immer wieder schafft, ihr und ihrem Bruder unter widrigsten Bedingungen ein einigermaßen angenehmes Leben zu verschaffen.
Dass es Hunger und Todesangst in ihrer Umgebung gibt, merkt Hyeonseo Lee erst Mitte der 1990er Jahre. Dann jedoch steht ihr Entschluss fest, über den zugefrorenen Grenzfluss nach China zu fliehen. Dort lebt sie zehn Jahre lang als illegale Einwanderin. Dann wird das Leben ihrer Familie in Nordkorea bedroht. Hyeonseo Lee schafft es, sie nach China zu holen. Hyeonseo Lee lebt heute in Seoul, der Südkoreas. Seit ihrer Rede vor dem UN-Sicherheitsrat über die Menschenrechte in Nordkorea gilt sie international als gefragte Rednerin.
Mich hat beeindruckt, dass Hyeonseo Lee trotz ihrer berührenden Geschichte sagt: »Nordkorea ist meine Heimat. Ich liebe dieses Land.« Vielleicht, so vermutet sie, liege das daran, dass sie trotz allem eine glückliche Kindheit hatte: »Ich hielt das Leben in Nordkorea für normal. Erst im Lauf der Zeit und aus der Entfernung erschienen mir die Regeln und Herrscher seltsam.«
Nordkorea steht 2018 wieder für das Böse an sich in den Nachrichten. Kim Jong-un rasselt mit den Säbeln und droht mit Atomwaffen. Als Hyeonseo Lee ihr Buch schrieb, sagte sie über ihr Land: »Ich möchte, dass es sich zum Guten entwickelt. Meine Heimat ist meine Familie und die vielen guten Menschen, die dort leben. Wie könnte ich da keine Patriotin sein?«