Robert Spengler
Menschengewinner
KEN. Etwa als die Titanic sank, also 1912, punktete Dale Carnegie mit »Wie man Freunde gewinnt«. Das ist nicht umsonst ein Klassiker, leicht und unterhaltsam geschrieben. Trotzdem lieben wir es zeitgemäßer und nicht so dicht am Untergang. Robert Spengler betitelt sein Buch mit »Menschengewinner«, denn »Freunde« hat man in Facebook schnell mehr als genug.
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Die neuen Medien sind sicher ein Grund, warum Robert Spengler mit den »besten Strategien, mit anderen ins Gespräch zu kommen und sie von sich zu überzeugen« als Coach, Keynote-Speaker und Kommunikationsexperte erfolgreich ist. Das hätte auch ins Vorwort statt hintendran gedurft. Dort zitiert Spengler einen IT-Experten: »Sie glauben gar nicht, wie überwältigend die Sehnsucht nach dem realen, persönlichen Miteinander ist.« Die Menschen wollen gemeinsam Mittagessen gehen und nach der Arbeit in der Bar miteinander quatschen. Sie wollen sich verabreden und gemeinsam etwas erleben - und das nicht etwa im Chatroom.
»Die besten Strategien, andere von sich zu überzeugen!«
Leider haben viele Heutige das inzwischen verlernt oder noch nie gekonnt.
Dementsprechend grundsätzlich muss Spengler anfangen: »Passiv sein bringt gar nichts ein«. Wer niemanden anspricht, hat auch keine Kontakte. Wie man das macht und wie nach den ersten tastenden Versuchen dann auch wirkliche Beziehungen entstehen (können), das schildert er in seinem Buch. Gut finde ich, dass er in seinen Beispielen den möglichen inneren Dialog abbildet. Würden wir unsere Gedanken laut aufdrehen, wären wir entsetzt darüber, wie viele Chancen wir verpassen, eben weil wir unser Gegenüber aus Fleisch und Blut - statt aus Bits und Bytes - nicht nach seiner Meinung fragen.
Ein bisschen »bärtig« fand ich die Typologien Spenglers: Der General, der Sonny, der Vermittler und der Analyst hießen woanders schon dominant, initiativ, stetig, gewissenhaft oder König, Magier, Liebender und Krieger. Je nachdem, welches System man mag und wie nah man sich an Carl Gustav Jung und seine Archetypen herantraut. Zufällig waren Jung und Carnegie Zeitgenossen ...
In neue Schläuche gehört eigentlich neuer Wein. Andererseits: Gibt es dazu, wie man Freunde gewinnt oder eben Menschen, wirklich noch etwas Neues zu sagen? Oder immer wieder nur das gleiche Alte?
Neu ist seit Facebook, XING und Twitter, dass sich richtige Menschen, die sich auf einem Empfang zufällig an unseren Tisch setzen, nicht einfach wegklicken lassen. Genau das scheinen die Handy-Zwängler zu versuchen, wenn sie einfach den »Aus«-Knopf nicht finden und jederzeit wichtige Kurzmeldungen empfangen oder verschicken müssen. Wenn sie wirklich kommunizieren wollten, bräuchten sie dazu keine besten Strategien, sondern vor allem ein Funkloch.