Sergej Lukianenko
Wächter des Morgens
KEN. Sergej Lukianenko ist in Russland angeblich bekannter und beliebter als Tolkien und die russische Antwort auf Joanne K. Rowling und »Harry Potter«. Mit seinen »Wächter«-Büchern ist er einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Fantasy-Autoren der Gegenwart.
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Das Buch ist anspruchsvolle Literatur und bewegt sich dabei durchaus in diesem Leben, das Lukianenko vollpackt mit Magie und Zauberei. Das alles aber wieder so dezent, dass der zehnjährige Kescha, der von seinen zauberischen Gaben zunächst nur ahnt, sich so normal durch die Gegenwart bewegt, dass man die Magie um ihn herum kaum bemerkt. Er muss nicht einmal in eine Schule wie das Zaubererinternat Hogwarts. Vielleicht ist er nicht einmal ein Zauberer, sondern nur ein Prophet ...
In Russland beliebter als Tolkiens »Herr der Ringe«
Anton Gorodezki ist eine Art Wächter, der im Unterschied zu den Menschen zu den Anderen zählt. Die Anderen sind Dunkle und Lichte. Es gibt irgendetwas dazwischen, anders als beim Schach also nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch das Zwielicht. Die Schattierungen dazwischen verbergen Informationen zwischen dem Dunklen oder dem Lichten und verkörpern unterschiedliche Grade von Magie.
Allerdings sehen diese Unterschiede normalerweise nur die Anderen. Umso schlimmer ist, dass ein seherisch begabter Polizist, Obersergeant Dima Pastuchow, die Anderen wahrnehmen kann. Ohne entsprechende Kriterien teilt er sie ihren Augen entsprechend ein in Hunde, Wölfe und Tiger. Der Tiger ist kein Zufall, da er bereits in der klassischen russischen Literatur und in modernen Pop-Songs als kraftvoll, magisch und gefährlich beschrieben wird, als nichts Halbes und nichts Ganzes und damit als Wesen des Zwielichts, von dessen Überleben das Zwielicht an sich abhängt.
Als Kescha seine prophetische Begabung am Flughafen in Moskau durchsetzt und seine Mutter zwingt, einen absturzgefährdeten Flug abzubrechen, taucht plötzlich ein »Tiger« auf und Dima Pastuchows System bricht zusammen. Auch Anton Gorodezki betritt die Szene und sieht nicht nur den Propheten Kescha in Gefahr, sondern das Zwielicht als Ganzes. Mit der Unterstützung einer geheimen Eskorte magisch Begabter macht er sich von Moskau auf nach London und reist von dort nach Formosa, Taiwan, um den Tiger unschädlich zu machen.
Erst im Laufe seiner Jagd wird deutlich, dass die mächtigste Person im System eben nicht der Tiger ist, sondern jemand aus dem engsten Umfeld Anto Gorodezkis. Für eine Lösung muss Gorodezki seine eigene Existenz riskieren. Er könnte unwiderruflich im »Sarkophag der Zeit« enden, es sei denn, er verhindert, dass Kescha seine Prophezeiung ausspricht.
Die Fantasy Sergej Lukianenkos ist schwere Kost. Nach meinem Geschmack beherrscht er einen ganz besonderen Dialekt rund um die Themen Schwarze und Weiße Magie, irgendwo angesiedelt zwischen »Harry Potter« und »Jason Bourne«.