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Rainer Stadler - Vater Mutter StaatRainer Stadler
Vater Mutter Staat

KEN. Unsere Kinder haben vermutlich viele »Chancen« verpasst: Ihre Mama und ihr Papa hätten beide hauptberuflich Vollzeit arbeiten und den damals aktuellen Konsumstandard sichern können. Die beiden Kinder hätten eine »professionelle« Betreuung erlebt, statt Eltern, die sich auch noch eingebildet haben, ihre Kinder selbst erziehen zu können! – Zum Glück erteilt uns Rainer Stadler die Absolution.

 
 

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Der Staat heute ermuntert junge Menschen dazu, die nächste Generation der Rentenzahler in die Welt zu setzen. Gleichzeitig sollen Väter wie Mütter – sozusagen höchst emanzipiert – Karriere machen können. Zum Dank sorgen »Vater« und »Mutter« Staat dafür, dass die Kinder das Neueste an Erziehung bekommen. Niemand ist nach diesem Modell für diese Vermittlung besser geeignet als professionelle Pädagogen, die vielleicht selbst (noch) keine eigenen Kinder haben, aber schon im ersten Berufsjahr wissen, wie man Kinder entsprechend ihrer individuellen Persönlichkeit fördert.

Das Märchen vom Segen der Ganztagsbetreuung

Diese Einstellung kam mir bereits verdächtig vor, als uns seinerzeit die Direktorin bei der Einschulung mit den Worten begrüßte, wir könnten uns glücklich schätzen, dass unseren Kinder endlich eine wirklich angemessene, professionelle Erziehung zuteil würde. Das war für meine Frau und mich ziemlich daneben: Wir haben unsere berufliche Laufbahn kürzer gefahren und uns die Pflichten an Heim und Herd jeweils halbtags geteilt. Wir mussten schon bald die Erfahrung machen, dass zwei halbe Gehälter kein ganzes sind, aber das war uns egal. Wir waren für unsere Kinder da und haben sie individuell betreuen können – plus die ganze Bande »elternloser« Kinder, deren Papa und Mama arbeiten waren, weil »es sonst nicht gereicht hätte« - für den nächsten Urlaub und den neuen Fernseher, einen flachen bitte.

Rainer Stadler tutet heute wohltuend in unser Horn. Vater und Mutter Staat propagieren eine Gleichberechtigung, die vorrangig auf die berufliche Karriere setzt. Nach Schwangerschaft und Geburt sollen Eltern die »Freiheit« haben, möglichst schnell wieder zu 100 Prozent zu arbeiten. Sie sehen ihre Kinder nach Feierabend wieder, zur Märchenstunde, bei Zahnweh und Kinderkrankheiten, falls nicht auch diese Störungen professionell »ver-« sorgt werden. Solche Zeiten sind allerdings kostenintensiv, weil die Kleinen dabei nichts lernen. Da dürfen die Eltern dann Eltern sein.

Statt dass sich zwei Menschen um ihre eins bis drei und mehr eigene Kinder kümmern, gibt es Krippengruppen oder Ganztagsschulen, in denen ein Pädagoge sich mit einer Vielzahl von Kindern beschäftigt, zu denen er eine professionelle, distanzierte Haltung wahren kann – und häufig sogar muss, um selbst nicht unterzugehen. Es liegt nahe, dass dieses Betreuungskonzept die elterlicher Nähe ausspart. Rainer Stadler schließt sehr gut, differenziert und (!) entsprechend energisch: Die »moderne« Art der Betreuung von Kindern ist nicht geeignet, den »Wert« der Familie zu fördern.

Die Parteien scheinen nach Rainer Stadler durchweg vor wirtschaftlichen Prioritäten zu kapitulieren, die nur scheinbar etwas mit dem Wohl der Kinder zu tun haben. Gleichzeitig entmündigen sie Eltern, sich an den Kindern und mit den Kindern zu entwickeln. Auch das wäre nämlich möglich, ist aber politisch nicht vorgesehen.

Rainer Stadler wettert dagegen, dass viele heutige Lösungen als fortschrittlich und qualitativ besser für die Kinder angepriesen werden. Mütter wie Väter können sich unabhängig voneinander und vor allem unabhängig von den Kindern (!) eine berufliche Existenz aufbauen. Bei diesem Credo wird jedoch übersehen, dass Gleichberechtigung genauso besteht, wenn Männer zugunsten der beruflichen Laufbahn ihrer Partnerinnen in angemessenem Maße auf Karriere verzichten würden, ohne deswegen als eine andere Art von »Herdprämie« aufs Abstellgleis geschoben zu werden. »Gleichverzichtigung«, wie ich es nenne, wäre schließlich auch eine Form der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Beide können sowohl am Band wie auch am Herd stehen. Leider wird Eltern durch politisch gewollte Alternativen das Recht genommen, sich mit ihren Kindern auseinanderzusetzen, also wirklich Eltern zu sein.

»Vater Mutter Staat. Das Märchen vom Segen der Ganztagsbetreuung – wie Politik und Wirtschaft die Familie zerstören« ist meiner Meinung nach ein ziemlich wahres Buch. Kinder sind für die Wirtschaft ein Kollateralschaden, den die Politik fragwürdig auszugleichen versucht. Der Staat segelt unter der Flagge der Gleichberechtigung im Meer der Wirtschaft und vergisst, dass Männer und Frauen auch als Eltern »Karriere« machen könnten, um ihrer Bestimmung für die Menschheit gerecht zu werden. Und den Kindern täte es ebenfalls gut.

Rainer Stadler drückt seine Position auf über 260 Seiten ausführlicher aus. Es lohnt sich, ihn zu lesen und sich mit den Widersprüchen von Betreuungsangeboten, politischem Engagement für die Familien und dem Wert der Familie, wir er uns nahe gebracht wird, zu beschäftigen.

Ich gebe zu, dass mich das Buch traurig hinterlässt, aber das geschieht nicht zum ersten Mal, seit ich über unsere persönlichen »emanzipatorischen« Bemühungen und Konsequenzen nachdenke. Ich bin davon überzeugt, dass Vater und Mutter nicht nur eine Pflicht haben, sich persönlich um ihre Kinder zu kümmern, sondern dass es auch eines ihrer wichtigsten Rechte ist. Väter und Mütter werden stattdessen zunehmend dazu gedrängt, »professionelle« Angebote zu nutzen und sich herzhaft abwerten zu lassen. Die öffentliche Diskussion über fehlende Betreuungseinrichtungen lenkt davon ab, dass Eltern aufgeben, was ihnen auch nach dem Berufsleben rückwirkend als wichtiger, vielleicht sogar als wichtigster Lebenssinn erscheinen könnte.



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