Judy Blume
Im unwahrscheinlichen Fall
KEN. Flugzeuge gehören statistisch gesehen nach wie vor zu den sichersten Verkehrsmitteln. Daran ändern auch psychisch kranke Piloten oder Entführungen mit noch so schrecklichem Ausgang nichts. Wenn Judy Blume mit »Im unwahrscheinlichen Fall« ein Porträt von gleich drei Abstürzen in der gleichen Stadt beschreibt, dann ist eine Wiederholung der Ereignisse noch weit unwahrscheinlicher.
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Was 1951/52 in der Kleinstadt Elisabeth, New Jersey, geschah, muss niemanden verführen, an seiner eigenen Flugangst festzuhalten. Innerhalb von acht Wochen gab es auf einem der heute am meisten beflogenen Drehkreuze der USA gleich drei Abstürze.
Ein Augenblick, der das ganze Leben ändert
Judy Blume, die diese Ereignisse in ihrem Roman dokumentiert, ging damals in die achte Klasse der Hamilton Junior High School. Sie versucht in diesem Buch, »die Ereignisse so akkurat wie möglich darzustellen«, hat sich dabei an Reportagen der Lokalblätter orientiert, die es längst nicht mehr gibt. Und sie ergänzt die Daten um die offiziellen Ermittlungsergebnisse des Civil Aeronautics Boards, der Behörde für die zivile Luftfahrt.
Ihre eigene Tochter arbeitet inzwischen als Pilotin, und selbst ihr hat Judy Blume nichts von ihren Erlebnissen als Schülerin berichtet. Wenn innerhalb von zwei Monaten drei Flugzeuge über einer Kleinstadt abstürzen, dann sind viele Menschen persönlich davon betroffen. Wenn sie, wie in diesem Buch, 35 Jahre später auf einem Gedenktag wieder zusammenkommen, dann werden die Ereignisse wieder lebendig, die so manchen bis heute aus der Bahn geworfen haben.
Judy Blume leistet mit diesen Roman auf der Basis realistischer Ereignisse ein großes Maß an Psychotherapie für ihre Stadt. Sie beschreibt die Schicksale der Familien, die Opfer zu beklagen hatten, ebenso wie die Ängste der Angehörigen, die hofften, dass ihre Nachbarn und Freunde nicht in den Gebäuden waren, die von umherfliegenden Flugzeugteilen getroffen wurden. Auch die Eindrücke der Helfer gibt sie wieder. Viele Bewohner der Stadt sind spontan zu den Absturzstellen geeilt, um Opfer, deren Angehörige und die Helfer zu versorgen.
Niemand hätte jemals gedacht, dass die Feuerwehr einer Kleinstadt gleich drei Mal in zwei Monaten zu Flugzeugabstürzen würde ausrücken müssen. Und das ist auch seit Anfang der 1950er Jahre nirgendwo auf der Welt in der zivilen Luftfahrt wieder passiert. Elizabeth ist bis heute weiterhin einer der verkehrsreichsten Flughäfen in den USA.
Der »unwahrscheinliche Fall« ist und bleibt eine extreme Ausnahme. Das sollte all den flugängstlichen Lesern bewusst bleiben, die möglicherweise empathisch mit den Schicksalen mitgehen, die Judy Blume in diesem Buch porträtiert.
Judy Blume baut mit ihrem Roman vielen Menschen ein Denkmal, die direkt oder indirekt von Ereignissen wie seinerzeit in Elizabeth, New Jersey, betroffen sind. »Im unwahrscheinlichen Fall« ist und bleibt eben ein unwahrscheinlicher Fall, der uns die Freude am Reisen nicht nehmen wird. Vielleicht macht er uns jedoch ein bisschen dankbarer gegenüber all den Menschen, die rund um das Fliegen für unsere Sicherheit sorgen. Auch für diese bricht Judy Blume mit ihrem Roman auf der Basis tatsächlicher Ereignisse eine Lanze.