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Christian Gailus – Dierk Gewesen und die glorreichen SechsChristian Gailus
Dierk Gewesen und die glorreichen Sechs

KEN. »Leute, es gibt viel Schlimmeres als Superverbrecher. Zum Beispiel eingewachsene Fingernägel, Fußpilz oder einen entzündeten Pickel an der Innenseite des Oberschenkels.« - Das ist Originalton Dierk Gewesen aus Hamburg an der Elbe und etwa der Pegelstand für Lustigkeit im gesamten Roman.

 
 

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Kommissar Gewesen kämpft mit Sylphen aus der Feenwelt und begräbt dabei die Hamburger Hafenstadt unter einer Ladung Container. Anders kann er die Biester nicht plattmachen. Klingt fast wie ein Werbefilm für einen neuen Teil von »Men in Black«. Gewesens Team hat es ansonsten mit Leuten zu tun, die Kolbenfresser, Nieder-Tracht oder Semmel-Schmied heißen oder als Jeremiah Morley gleich mehrere Tarnnamen auf ähnlichem Niveau haben.

Die Welt retten, wenn das Äußere innen ist! 

Das Buch beginnt gewissermaßen außerirdisch - oder überirdisch -, geht dann über in einen Hamburger Dialekt von »Miami Vice« mit Sonny Crockett und Rico Tubbs. Wobei der erste aller Tele-Tubbs in etwa die gleiche Frisur hatte wie Atze Schröder. Dessen Humor klebt irgendwie zwischen den Seiten von »Dierk Gewesen und die glorreichen Sechs«. Das ist es vielleicht auch, was dem Buch Tempo gibt und Verständlichkeit nimmt.

Die Idee, dass da jemand die Erde von innen nach außen aufbohren will, weil wir uns in der Kugel und nicht außen rum befinden, hat was. Wenn es so wäre, würden wir bei Regen wahrscheinlich weniger nass. Andererseits dreht Autor Christian Gailus so stark auf, als müsse ein Zappelphilipp Szene für Szene zusammenpuzzeln, nach dem der Elefant den Videoladen wieder verlassen hat. Gleichzeitig klingelt das Handy, Facebook meldet eine neue E-Mail, im Fernsehen läuft MTV und die Mutter ruft zum Abendessen ...

Die Puzzle-Elemente, die Kommissar Dierk Gewesen findet, sind unterbelichtete Halunken, bekiffte Haie in der Alster und ein egomanischer Superschurke. Allen fehlen irgendwie Tassen im Schrank, und das ist fast noch erwachsen: Weniger albern könnte man es fast schon wieder ernst nehmen. Die Wahl der Namen lässt auf ein im Herzen junges Gemüt am Schreibtisch oder die Zielgruppe unter zwölf Jahren schließen. Für die allerdings sind die vielen Filmzitate nichts, es sei denn, sie haben das WLAN geknackt und nachts unter der Bettdecke das Internet leergesaugt. Vielleicht sind sie dann zwischen Science-Fiction-Ulk und den »Chroniken von Narnia« hin- und hergezappt.

Es gibt auch noch die gekidnappte Ex von Gewesen, also eine ehemalige Gewesene, die in diesem fantastischen Eintopf untergerührt wird. Bei dem geht es um nichts Geringeres, als die Welt zu retten. Just von Hamburg aus, dem Tor zur Welt! Fast wäre es das Ende gewesen.

Nach dem Show-Down landet der Kommissar in der Quizshow von Sven Pyjama - und weiß nichts. Spätestens da habe ich mich doch noch mit Dierk Gewesen identifizieren können. Auch wenn der Kommissar damit den Hauptpreis für die glorreichen Sechs heftig verpasst hat, war die Leere im Vergleich zu dem Chaos auf über 300 Seiten vorher durchaus angenehm.



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