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Tommy Jaud – Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich. Tommy Jaud
Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich

KEN. Ich bin bei »Hummeldumm« vor Vergnügen aus dem Bett gefallen und fand auch »Resturlaub« von Tommy Jaud sehr gut. Der Witz kam beide Male stets überraschend. In »Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich« drängen sich mir dagegen die Pointen laut und deutlich auf – und verpuffen gar zu oft im nächsten Moment.

 
 

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Entweder hätte dies ein rein humoriger Ratgeber für den kritischen Umgang mit Ratgebern werden können oder ein Roman. Irgendwie geht beides hier nicht zusammen. Sean Brummel führt uns in sein privates Leben über eine gescheiterte Beziehung ein, die dann in eine Karriere als privater Bierbrauer in den USA übergeht. Damit ist er erfolgreich. Ansonsten bockt er gegen alles, was ihn an seine Ex und ihre zermürbenden Verhaltenstipps auch nur entfernt erinnern.

Das Manifest gegen das schlechte Gewissen

Sean Brummel braucht keine Schlauheiten über Fitness- und Ernährung, keine 100prozentige Garantie für Glück und Erfolg. Nachdem er Prominenten wie Steve Jobs auf den Schreibtisch geschaut hat, vermeidet er auch ansatzweise bereits jede Ordnung und kultiviert sein Messietum. Sein »Manifest gegen das schlechte Gewissen« begründet Sean Brummels Widerwillen gegen alle aufgeschwungenen Standards, ohne die wir angeblich nicht leben können. Sie rauben uns jedoch unseren Seelenfrieden ebenso wie unsere Zeit.

Tommy Jaud hat sich für Sean Brummel von der Ratgeberliteratur inspirieren lassen und zitiert fleißig aus dem Internet, um kräftig gegen den Strom zu schwimmen. Sport ist eben nicht nur gesund. Ein fröhlicher Zecher ist Sean Brummel allemal lieber als ein humorloser Sprinter, der die »100 unter 10« schafft.

»Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich« hätte leicht und luftig sein können. Tommy Jaud versuchtmeiner Meinung nach zu viel: vom Einband über die durchaus nachvollziehbare Kritik an »Must-have-Trends« bis hin zu einer Rahmenhandlung verpasst er den Jackpot zwischen frisch und ernsthaft .

Als lustig-lebensklugen (Gesundheits-) Ratgeber fand ich in diesem Sinn zum Beispiel den Altrocker Ozzy Osbourne in »Fragen Sie Dr. Ozzy« überzeugender. Die »Fuck it«-Bücher von John C. Parkin und Gaia Pollini sind insgesamt freundlicher eingebettet, auch wenn darin der Humor im Gegensatz zu der Botschaft, das Leben leichter zu nehmen, nur eine kleine Rolle spielt.

Tommy Jaud wandelt zwischen durchaus auch ernst zu nehmender Ratgeberkritik und der Lebensgeschichte des unbeugsamen Sean Brummel, der sich wie ein gallisches Dorf gegen das aufdringliche Rom stellt. Das sind zwei Landschaften, die mir in dieser Darstellung nicht geschmeidig genug ineinander übergehen. Die eher grafische Klammer mit Sean Brummel als Lümmel und die Bekennerschreiben zum Ende eines jedes Kapitels voller Einsichten kitten die guten Absichten dieser Persiflage nur bedingt. - Vielleicht hatte ich aber auch nur eine Humorblockade.

Andererseits muss ich nicht immer alles gelungen finden, wo Tommy Jaud drauf steht, der gerade etwas »aus dem Amerikanischen« erfunden hat. Sean Brummel, der Meister, hätte dazu gesag: »Einen Scheiß muss ich!«



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