Désirée Nick
Säger und Rammler
KEN. Wenn »La Nick« einen fahren lässt, heißt das noch lange nicht, dass deswegen der Mann ans Steuer darf. Wie sollte das auch gehen, wenn sie – zumindest in ihrer Rolle als Showfrau – Überzeugungen wie diese vertritt: »Männer sind nichts anderes als extrem hoch entwickelte Hunde! Schafft man sich einen Mann an, muss man ihn pflegen und erziehen. Er will artgerecht gehalten sein.«
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Im gleichen Kapitel setzt Désirée Nick fort: »Im Prinzip hat ein Mann an Frauen die gleichen Erwartungen wie an seine Unterwäsche: ein bisschen Unterstützung, damit alles äußerlich seinen festen Platz und seine Richtigkeit hat, und ein bisschen Freiheit, sich darin wohl zu fühlen. Erst wenn der alte Baumwollschlüpfer ausgeleiert ist, steht ihm der Sinn nach Ersatz. Und dann beginnt er zu streunen. Sie können Ihren Liebling aber zurückpfeifen, und wenn er artig Männchen macht, müssen Sie ihm eine Lektion erteilen.«
Die spitzeste Zunge der Nation knöpft sich die Männer vor
Ich war neugierig auf dieses Buch: »Säger und Rammler – und andere Begegnungen mit der Männerwelt«. Schließlich lese ich in der Warteschleife beim Friseur und Arzt auch Frauenzeitschriften. Und mit Désirée Nick müssen/können/dürfen wir zumindest nach Büchern über das Leben nach 40 und das Leben nach 50 noch eine Weile gerne rechnen.
Die Entertainerin und Schauspielerin, die mit eigenen Mitteln aus der historischen »Heinrichshöhe« bei Berlin ihren Worten zufolge ein wunderschönes Landhaus geschaffen hat, tritt ordentlich gegen die Männerwelt. Dass ihr die Anhänger/Innen erhalten bleiben, dafür dürfte aktuellen Statistiken zufolge ein ganzes Heer von Scheidungsrichter/Innen sorgen.
Ihr Buch ist autobiografisch. Die schönsten Geschichten schreibt eben das Leben. Désirée Nick findet selbst rechts und links der Zufahrt zu ihrem Wohnhaus genügend Anlässe, die sie durch das Auge einer Kabarettistin betrachten kann. Das wirkt immer wieder wie die Ausweitung eines Rosenkriegs auf den Rest der Welt – unter besonderer Berücksichtigung der Männer und – insbesondere hoch zwei – den Mann an sich. Im Prinzip taugt der immerhin noch dazu, den Park rund um die Heinrichshöhe zu gestalten, dabei alte Bäume auszureißen und die Rhododendren zu stutzen.
Die Männer sind vermutlich selbst daran schuld, dass sie Désirée Nick so viele Möglichkeiten für ihre Geschichten bieten. Schließlich ist sie eine ausdauernde »Ex«, alleinerziehend, aktiv im Showbusiness und seit Jahren in den Welten auf beiden Seiten der Bühne erfolgreich. »Säger und Rammler« lädt ein, in aller Ruhe und Gemütlichkeit die Ansichten der Autorin auch aus der Sicht ihrer männlichen Leser zu betrachten. »Mann« muss dabei nicht alles unterschreiben, was Désirée Nick zum Besten gibt. Zumindest ist es unterhaltsam.
Am Ende gibt Désirée Nick der Männerwelt doch noch eine Chance. Ins Rennen schickt sie dabei ganz sicher nicht den Berater im Baumarkt oder den Autoverkäufer, der sie sexy findet und den sie deshalb mit den altbewährten Waffen einer Frau herunterhandelt. Es ist auch nicht der Landschaftsgärtner, der im Park rund um das liebevoll von ihr selbst renovierte historische Landhaus kräftig zulangt, wie es aus ihrer Sicht - physiologisch betrachtet - doch nur Männer können. Es ist keiner der Handwerker, zwischen denen sie während des Umbaus der Heinrichshöhe in Arbeiterkleidung selbst mitwirkte. Es ist ganz einfach ihr Sohn, über den sie mit traditionell mütterlichen Stolz sagt, dass sie ihn »selbst gebacken« habe.
Es gibt also noch Hoffnung, dass uns die Geschichte mit den Blumen und den Bienen erhalten bleibt. Und wir müssen uns nicht schämen, wenn wir weiter ungeschieden nach der Silberhochzeit den nächsten Meilenstein anpeilen.
Désirée Nick kommt mit dem Schlagbohrer anscheinend ebenso gut zurecht wie mit der Schreibmaschine. Dank ihrer unvermeidlichen Begegnungen mit der Männerwelt werden ihr die Themen nicht ausgehen. Im vorliegenden Band haben wir es dazu auf knapp 200 Seiten mit Notizen über den Alltag zu tun, über die Frauen wie Männer gleichermaßen schmunzeln dürfen. Das geht auch dann, wenn Désirée Nick den Pinsel für einen fein humorigen Strich gegen einen markigen Edding tauscht.