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Buchempfehlungen der Redaktion Globalscout


Siegfried Lehrl und Peter Sturm – Brain-TuningSiegfried Lehrl und Peter Sturm
Brain-Tuning

KEN. »Brain-Tuning: schneller - schlauer – konzentrierter«. Das hat echt was Verführerisches. Siegfried Lehrl und Peter Sturm bieten in ihrem Buch Anstöße, wie man seinen grauen Zellen auf Trab bringen kann - und zwar mehr und wesentlicher als durch bloßes Gehirnjogging.

 
 

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Irgendetwas hatte mir an den klassischen Intelligenztests in der Folge von Alfred Binet (1857-1911) gefehlt. Deshalb war ich gleich Feuer und Flamme, als ich über den Ansatz in »Brain-Tuning« las, den die beiden Autoren unter anderem über ihre internationale Gesellschaft für Gehirntraining (GfG) verbreiten.

Schneller - schlauer – konzentrierter

Auch Gedächtnistrainings fand ich einfach nur nett und betrieb sie unter eher sportlichen Gesichtspunkten: Wie lässt sich was möglichst geschickt abspeichern und auch wieder abrufen? Dieses Wissen, eingebettet in eine mehr oder weniger geschickte Merkstrategie, wäre nach Lehrl/Sturm Teil einer »kristallinen Intelligenz«. Wir können stets nur abrufen, was wir zuvor auch eingespeist haben.

Werden solche Gedächtnistrainings nur selten oder gar nicht wiederholt, schneiden die meisten mittelfristig schlecht ab. Selbst Albert Einstein soll gefragt haben, warum er sich seine eigene Telefonnummer merken soll. Denn erstens ruft er sich selbst selten an, und zweitens steht sie im Telefonbuch. Er könnte dieses für ihn unnütze Wissen bei Bedarf ja nachschlagen. Heute setzen wir einfach einen Hyperlink, um möglichst schnell wieder an eine Information zu kommen, die wir schon einmal wussten.

Anders ist es mit der »fluiden Intelligenz«. Sie kümmert sich weniger um die Zahlen, Daten und Fakten als um die Fähigkeit zu Lösungsstrategien in unterschiedlichsten Situationen. Dazu braucht es dann eine bestimmte Geschwindigkeit, Informationen zu verarbeiten, eine angemessene Merkspanne und das entsprechende geistige Durchhaltevermögen.

Das ist dann eher »meins«, dachte ich, wobei ein bisschen kristallines Wissen auch dabei ganz nützlich ist.

Soweit zum ersten Teil der Botschaft, die ich tröstlich fand, seit ich vor vielen Jahren Howard Gardner kennenlernen durfte, der den IQ aushebelte und von multiplen Intelligenzen sprach. Wer schlecht in Mathe war, konnte deshalb durchaus hoch bewegungs-intelligent im Ballett sein. Zudem gab es ausreichend geniale Maler oder Dirigenten, die in ihrer sozialen Kompetenz ziemliche Nieten waren.

Siegfried Lehrl und Peter Sturm widmen sich sehr ausführlich der historischen Einordnung ihres Konzepts - mit der Zusammenfassung entsprechender Studien und wissenschaftlicher Literatur. Das hätte gerne auch kürzer sein dürfen. Bis etwa zur Mitte ihres Buchs hatte ich bereits entschieden, regelmäßig mehr Kaltwasserfisch zu essen, weil dies einer schwedischen Studie zufolge die Schulnoten verbessert. Das Gehirn zieht als anspruchsvolles Organ eben bestimmte Stoffe aus der Nahrung, um optimal funktionieren zu können.

Ungefähr auf Seite 100 von 250 verbrachte ich meine übliche Wochendosis im Fitnessstudio. Ich wärmte mich auf, trainierte dann Maximalgewichte an den Geräten und Hanteln und »coolte« anschließend auf einem Ergometer »down«. Danach las ich weiter in »Brain-Tuning« - und war angenehm überrascht.

Was nämlich für die Muskulatur gilt, hat auch seine Berechtigung für die grauen Zellen: Wollen wir ihre volle Kraft, müssen auch sie erst einmal aufgewärmt und angedehnt werden, durch Spiele und Rätsel zum Beispiel. Erst wenn sie ihre Betriebstemperatur erreicht haben, vollbringen sie Höchstleistungen. Danach brauchen sie ein angemessenes Cool-Down, sozusagen Ausdehnen, Massage oder ein Entmüdungsbad.

Warum sagt einem das niemand bereits in der Mittelstufe? Schade, dass dort auch so wenig von Mozart die Rede ist. Der starb zwar vergleichsweise jung, schuf aber ein Werk, das ein geübter Schreiber in einem »normalen« Leben nicht kopieren könnte. Dabei verbrachte Mozart den größten Teil des Tages mit Spielen. Seiner Aufwärmphase folgten hochproduktive Stunden, die ihn zu einem der größten Komponisten aller Zeiten machten. Vielleicht hätte er nach Lehrl und Sturm gut daran getan, sich zwischendurch und danach rechtzeitig ein Nickerchen zu gönnen. Denn wie der Körper, so braucht auch das Gehirn Zeit für die Regeneration.

Vielleicht kommen nur wenig mit »Brain-Tuning« auf das Niveau von Wolfgang Amadeus, aber die Grundregeln sind einfach: Pflegen Sie Ihre System durch eine gehirnfreundliche Ernährung, durch genügend Bewegung und Schlaf. Trainieren Sie Ihre Sinnesleistung durch abwechslungsreiches Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken, organisieren Sie ihre geistigen Höchstleistungen wie im Fitnessstudio mit einer Aufwärmphase vorneweg und einer Cool-Down-Phase hinterher. Bleiben sie auch sonst angemessen, was die Auswahl der Informationen angeht, die Sie brauchen. Erst am Ende dieses Stufenmodells kümmern Sie sich um die reinen Techniken zur effizienten Informationsverarbeitung.

Ich empfinde »Brain-Tuning« als großartigen Ansatz, um geistig auf Höchstleistungen zu kommen. Es entfernt sich angemessen von klassischen Intelligenzkonzepten, fokussiert auf das Wie statt auf das Was-man-damit-macht und rückt es nachvollziehbar zurecht auf organische Grundlagen, unabhängig von den Inhalten und Gedächtnisstrategien, die deshalb gleichwohl Spaß machen können. Aber Gedächtnisstrategien spielen für die fluide Intelligenz nur eine untergeordnete Rolle, wenn wir also wirklich schneller, schlauer und konzentrierter werden wollen.



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