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York Hagmayer - DenkfallenYork Hagmayer
Denkfallen

KEN. Bei Entscheidungsprozessen achten die einen auf den Bauch, also ihr Gefühl. Die anderen bilden sich zumindest ein, vor allem über den Verstand zu entscheiden. Den jeweils anderen Stil zu unterschätzen, kann bereits eine Denkfalle sein. Die Mitte zu finden, die beides respektiert, das ist das Ziel von York Hagmayer und seinem Buch »Denkfallen«.

 
 

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York Hagmayer geht freundlich damit um, dass Menschen sich mit ihren Entscheidungen schwertun und dadurch verunsichert sind. Das ist ein gutes Motiv für diesen 200 Seiten starken Ratgeber. »Klug irren will gelernt sein«, sagt der Autor und macht es uns leicht, davon Abstand zu nehmen, dass rein rationale Entscheidungen grundsätzlich die besseren Ergebnisse liefern. Wer beispielsweise Pro- und Contra-Listen führt, muss auch hinnehmen, dass die ziemlich aufwendig und für viele Alltagsentscheidungen damit ungeeignet sind. Für das Abendbrot einzukaufen geht damit schon einmal gar nicht. Wir könnten gleich zum Frühstück übergehen oder direkt im Supermarkt verhungern.

Klug Irren will gelernt sein.

Somit ist das rationale Entscheiden eine dauernde Herausforderung. Wir lernen in »Denkfallen«, dass eher emotionale Entscheidungen zumindest gleichberechtigt sind. Viele Menschen versuchen über eine genaue Zielplanung ihre rationalen Entscheidungen zu erleichtern. Auch das ist nach York Hagmayer bedenklich, weil manche Ziele unvernünftig angelegt sind und andere Entscheidungen erfordern, die sich nicht schnell genug durchdenken lassen. Zudem gibt es Fallen, die die Grenzen unseres Verstandes aufzeigen:

  • Würden Sie Fleisch kaufen, das zu 75 Prozent fettfrei ist? Und was ist mit Fleisch mit einem Fettanteil von 25 Prozent?
  • Würden Sie einen Freund einen chirurgischen Eingriff empfehlen, den 90 Prozent der Patienten überleben? Oder lieber eine alternative Behandlung, bei der 10 Prozent der Behandelten leider sterben?

Nach York Hagmayer sollten wir bei scheinbar rationalen Entscheidungen immer auch mit einem emotionalen Faktor rechnen, der die vernünftige Entscheidung komplett infrage stellt. Sein Fazit: Auch die eigene Zielsetzung kann eine Falle sein!

Manche Menschen treffen Entscheidungen, indem sie mögliche Risiken einbeziehen und beispielsweise bei gesundheitlichen Themen die statistische Wahrscheinlichkeit, selbst zu erkranken, als Grundlage für ihre Entscheidung nehmen. So kann es durchaus sein, dass wir uns vor einer Urlaubsreise gut gegen Malaria schützen und entsprechende Medikamente zu uns nehmen. Aber wir unterschätzen die langfristigen Folgen der Nebenwirkungen. Der Preis ist hoch, zumal nicht jede Mücke Malaria verbreitet, und die Überträger gerade ohnehin nicht in dem Gebiet aktiv sind, indem wir uns zu diesem Zeitpunkt des Jahres tastsächlich aufhalten werden. – Wir haben rational entschieden und fühlen uns gut, aber es hat nichts mit den Fakten zu tun.

Auch beim Einkaufen scheinen wir nicht immer besonders rational unterwegs zu sein. Genau das nutzen geschickte Werber aus und ordnen die Waren in den Regalen entsprechend an. Auf dem Einkaufszettel stehen später noch immer zehn Teile. An der Kasse zahlen wir weitere, die mit unserer ursprünglichen Absicht nichts mehr zu tun haben. Bei der späteren Rechtfertigung sah es »einfach lecker« aus. Und wenn es das Produkt tatsächlich nicht selbst ist, dann gilt das zumindest für die Werberin oder den Werber, die uns das Wasser im Munde zusammenlaufen ließen. Ganze Wissenschaften sorgen dafür, dass unser Blick gelenkt wird, damit unsere rein rationalen Entscheidungen erschüttert werden.

Auch intuitive Entscheidungen können auf einem Gefühl beruhen. »Das geht schnell und einfach, weil Gefühle beim Betrachten einer Option unmittelbar entstehen«, sagt York Hagmayer. Gefühle können eine gute Entscheidungsgrundlage sein, wenn wir entscheiden müssen, was wir gerade essen wollen. Doch sie können von außen beeinflusst werden. Wenn die Werbung uns einen bestimmten Lebensstil empfiehlt, kaufen wir möglicherweise einen Sekt, den wir gar nicht mögen. Aber wir gewöhnen uns daran – und kaufen ihn weiter. Nach York Hagmayer ist die freie Entscheidung somit eine Illusion. Wir werden beeinflusst! Jeder hat schon Produkte gekauft, die ihm überraschend günstig und attraktiv erschienen, die er aber nicht wirklich brauchte.

Wie kommen wir aus dieser Falle heraus? York Hagmayer nimmt uns einerseits die Illusion der freien Entscheidung. Er bietet uns andererseits die Möglichkeit, im Rahmen der Möglichkeiten bessere Entscheidungen zu treffen. Die Frage an einen Unbeteiligten: »Was würdest du tun?« kann bereits bessere Entscheidungen bewirken. Stattdessen fragen wir möglicherweise aus dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit zuerst Menschen, die uns sowieso ziemlich ähnlich sind oder die von uns abhängig sind.

Ich erinnere mich an den Professor, der eines seiner Bücher überarbeitet haben wollte, weil er spürte, dass seine Studenten, die er aus Sympathie als Hilfskräfte engagierte und die demnächst ohnehin ihm seine Examensarbeiten vorlegen würden, keine guten Ratgeber waren. Ein unbeteiligter Lektor mit kritischer Distanz zum Thema, dem er ein vernünftiges Honorar zahlte, brachte ihm schließlich den schnelleren Erfolg.

York Hagmayer empfiehlt, dass wir zunächst entscheiden sollten, auf welche Weise wir überhaupt entscheiden möchten. Manchmal kann eine rein rationale Entscheidung mithilfe einer Entscheidungsmatrix eine Lösung sein. Sie zeigt uns »Baustellen« auf, über die wir gründlicher nachdenken sollten. Wir erkennen kritische Bereiche, die sich zunächst einmal »nicht richtig anfühlen«. Dazu können wir dann gezielt Expertisen einholen und uns beraten lassen.

Eine weitere Möglichkeit ist, sich bewusst auf eine intuitive Entscheidung einzulassen. Das geht meistens schneller und verhindert, dass wir vor lauter rationalen Abwägungen die Lust an unserem Ergebnis verlieren und in Testberichten versinken, bis der Grund für unseren Entscheidungsbedarf verjährt ist. Seine Ziele zu kennen, ist hier mit Sicherheit ein Weg zu schnelleren Entscheidungen, damit wir den nächsten Meilenstein nicht verpassen.

Es hat mir gut gefallen, dass York Hagmayer weder das rein rationale Entscheiden noch das intuitive, emotionale Entscheiden bevorzugt. Ob wir denkend oder fühlend entscheiden – beides ist berechtigt und eine Mischung ideal, solange wir uns die Freude am Entscheiden erhalten. Viele Menschen sind unglücklich, weil sie keine Entscheidungen treffen, denn die könnten ja falsch sein. Doch selbst ein Irrtum könnte sie in eine Richtung führen, die sie glücklicher macht als der Stillstand.

Es gibt also gute Gründe, dankbar für jede Gelegenheit zu sein, seinen Entscheidungsmuskel zu trainieren. Wir dürfen dabei auch irren. Das Ziel nach York Hagmayer ist die Sicherheit, die Entscheidung zu treffen, die nach dem derzeitigen Stand unsres Wissens die beste ist. Wir treffen also eine rationale Entscheidung - und hören dabei auf unsere Gefühle.



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