Andreas Wunn
In Brasilien geht's ohne Textilien
KEN. Brasilien wird als Sehnsuchtsland »verschwärmt«: mit den schönsten und willigsten Frauen dieser Welt, meistens eh mehr aus- als angezogen. Es hat mit Rio de Janeiro die schönste Stadt der Welt und Platz ohne Ende. Das alles ist relativ. Andreas Wunn beschreibt sein persönliches Brasilien, wie er es neben seinen Reportagen als Südamerika-Korrespondent und Studioleiter des ZDF in Rio erlebt.
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Es ist herrlich warm in Brasilien, die Menschen sind lebenslustig - und ansonsten voller Mitleid mit dem Gringo an der Copacabana. Der darf gut behütet für das ZDF reportieren, kommt allerdings aus dem kalten Deutschland, wo man seine Strafzettel ordentlich zahlt und seine »Caipis« sogar heiß statt mit Eis bekommen kann, als Glühwein-Ersatz sozusagen.
Vom Leben im Sehnsuchtsland Brasilien
Brasilien ist durchaus anders. Handtücher gehören eben nicht an den endlosen Strand. Und was sandig oder nass ist, nach Hund riecht oder alles zusammen, darf nicht in den Lastenaufzug. Dass das ZDF-Archiv für noch lebende weltberühmte Brasilianer vollständige Nachrufe bereithält, beeindruckt Andreas Wunns Schwiegerfamilie. Der Hinweis auf den vorbereiteten Nachruf auf den unsterblichen Fußballgott Pelé geht ihnen dann aber doch zu weit und lässt die aufgedrehte Feiergesellschaft schlagartig verstummen.
Karnevalsvereine, die als Samba-Schulen durchgehen, ein Land im chronischen Fußballfieber - das alles bestätigt »In Brasilien geht's ohne Textilien«. Das Land wirkt stets gut gelaunt. Und so viele Vorurteile über Brasilien scheint es nach Andreas Wunn also gar nicht zu geben. Dabei gibt es nicht nur die Reichen und die schön Schlanken, sondern auch die Armut in den Favelas, Schmerbäuche und Übergewicht. Gegessen wird, was reinpasst und immer dann, wenn es gerade da ist. Die Brasilianer lieben jederzeit ein gutes Grillfest. Sagt Andreas Wunn und versucht vergeblich, mit den »unverwüstlichen Essern« mitzuhalten.
Die Brasilianer lieben ihr Land, Rio und ihre vernuschelte Sprache, so wie Portugal das Portugiesisch und die klagende Musik des Fado. Die Beziehungsstufen sind genauestens festgelegt, denn Karneval und Strand hin oder her: Nicht alles Freizügige ist auch frei zugänglich. »Ich will« heißt nicht immer gleich das Eine. Brasilien besteht aus Strand und viel, viel Land. Tief im Inneren gibt es Eingeborene, die Andreas Wunn mit Körperbemalung, Universitätsabschluss und perfektem Marketing beeindrucken.
Zurück in Rio will er wissen, ob der Strand Ipanema oder die Copacabana für die Brasilianer am schönsten ist. Die attraktive Rundfunkmoderatorin Sophia, inzwischen Wunns Freundin, antwortet: »Der schönste Strand in Rio ist immer der, der am nächsten an deiner Wohnung liegt.« Schließlich sollten auch verliebte Reporter nicht alles gleich am Strand tun wollen, selbst wenn sie sich dort dafür inspirieren lassen.
»In Brasilien geht's ohne Textilien« ist als Titel eher platt. Allerdings macht Andreas Wunn das mit seiner angenehmen Erzählweise wieder wett. Er weiß, was er an Rio de Janeiro hat. Und sein Buch macht auf eine gelungene Weise Appetit auf Reisen nach Südamerika.