Stephen King
Erhebung

KEN. »Erhebung« ist eine kleine Geschichte und doch mehr, weil Stephen King auf einer Bühne von knapp 140 Seiten wieder ganz großes Theater schafft. Sein Roman wendet sich gegen gesellschaftliche Zwänge. Zugleich macht er die Gravitation zu einem Thema, dem wir auf andere Weise ausgesetzt sind als dem Streit und den Vorurteilen in der Kleinstadt Castle Rock.

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Scott Carey ist ein Schwergewicht von geschätzt 120 Kilo und einem Bauch, der ihm bei einer Größe von über eins neunzig beachtlich über dem Gürtel hängt. Obwohl er sich optisch kein bisschen verändert, zeigt die Waage seit einigen Wochen jedes Mal weniger an. Auch sein Freund und Arzt im Ruhestand, Dr. Bob Ellis, kann sich nicht erklären, warum weder Kleidung noch Münzen in den Taschen oder was immer Scott Carey berührt, in Schwerelosigkeit übergehen.

Über das Menschliche im Anderssein

Scott ist beängstigt und fasziniert zugleich, erst recht als der unerklärliche Prozess mit seinem Körper sich beschleunigt: Der Tag mit null Kilo rückt immer schneller heran! Nur einmal ist ihm das Phänomen nützlich. Denn Missy und Dee-Dee, zwei verheiratete Lesben haben in Castle Rock ein Restaurant aufgemacht und brauchen Hilfe. Leider sind sie in ihrer eigenen Kränkung gefangen und erwarten sie zunächst auch von Scott. Lesbisch wäre für Castle Rock ja noch okay, aber verheiratet geht gar nicht.

Schon bald geht es zwischen den Frauen und Scott um mehr als nur um Hundekacke auf seinem Rasen. Scott wird alles tun, um die Mauer aus Ablehnung und Vorurteilen zu durchbrechen. Und er wird dafür trotz seiner Wuchtigkeit und der Häme anderer Sportler sogar am legendären Stadtlauf Turtle Trot teilnehmen.

Wie gesagt, es ist eine kleine Geschichte, die uns in ihren Bann zieht, obwohl sie für Scott absehbar in völliger Schwerelosigkeit enden wird. Nur ein kleiner Kreis wird dann in sein Geheimnis eingeweiht sein. Diese Menschen haben dann eine Menge über Streit und Vorurteile gelernt, und sie werden daran gewachsen sein.

Stephen King bringt uns in »Erhebung« wie nebenbei das kaum Vorstellbare nahe und verbindet es elegant mit dem Alltäglichen. Wir leben eine Weile mit Scott Carey und seinen Nachbarn in Castle Rock und der Schwerelosigkeit mitten unter uns. ­– Stephen King bestätigt in diesem Roman seinen Ruf als einer der größten Autoren und Erzähler der Gegenwart.