Emily Gunnis
Das Haus der Verlassenen
KEN. Samantha Harper lebt in einer unglücklichen Beziehung mit Ben, dem Vater ihrer Tochter Emma. Nur Dank ihrer Großmutter Nana als Babysitter kann sie Recherchen nachgehen, die mit einem berührenden Brief aus dem St. Margaret's-Heim für ledige Mütter beginnen. Die Geschichte könnte ihren Durchbruch als Journalistin bedeuten.
Mit einem Klick auf das Bild des Covers können Sie das Buch direkt bei Amazon bestellen.
Als Ivy Jenkins in den 50er Jahren schwanger wird, ist ihre Familie entsetzt. Ihre eigene Mutter ist schwach, und ihr Onkel und Stiefvater möchte mit dem unehelichen Kind seiner minderjährigen Nichte nichts zu tun haben. Er setzt durch, dass Ivy ihre Tochter in einem Heim für ledige Mütter zur Welt bringen und anschließend sofort zur Adoption freigeben wird. Dafür wird sie mehrere Jahre lang in St. Margaret‘s leben und arbeiten.
Mit einem berührenden Brief beginnt die Story des Jahres
Es sollen Jahre werden, in denen Ivy verzweifelte Briefe an ihren Liebhaber Alistair schickt. Doch der angehende Profifußballer, auf den sie immer wieder neu vertraut, antwortet nicht.
Über ihren Großvater, einen Antiquitätenhändler gelangen die Briefe Jahrzehnte später an Samantha. Sie ahnt, dass das traurige Schicksal Ivys in St. Margarets kein Einzelfall ist. Möglicherweise sind daran sogar mysteriöse Todesfälle in der Gegenwart geknüpft. Und die Zeit drängt, sie aufzuklären: Viele noch lebende Zeitzeugen aus der Blüte St. Margaret’s sind inzwischen hochbetagt, und das Heim soll in den nächsten Tagen sogar abgerissen werden.
Emily Gunnis hat vor ihrem Debüt bereits als Drehbuchautorin gearbeitet, und das tut dem Tempo des Romans gut. Für »Das Haus der Verlassenen« hat sich die Autorin von Heimen inspirieren lassen, in denen »gefallene Mädchen und Frauen« schwer gequält wurden. Aller Wahrscheinlichkeit nach missbrauchten Mediziner und Pharmazeuten darin sogar kranke und behinderte Kinder jahrzehntelang für Forschungen – oft mit tödlichem Ausgang.
»Das Haus der Verlassenen« ist insgesamt ein spannender Roman, zumal Emily Gunnis schon früh eine geheimnisvolle, ehemalige Bewohnerin von St. Margaret’s einführt. Kaum jemand käme auf die Idee, dass sie sich seit vielen Jahren gnadenlos an ihren Peinigern rächt. Die Briefe der Ivy hätten für für meinen Geschmack kürzer sein dürfen. Auch wenn es an dem Ausgang von »Das Haus der Verlassenen« nichts geändert hätte, hätte sie früher erkennen können, dass der Vater ihres Kindes sie zugunsten seiner Karriere brutal im Stich gelassen hat.
Traurig an dem Debüt Emily Gunnis ist dagegen, dass der Roman auf tatsächlichen Ereignissen aufbaut. Die Quellenangaben im Anhang sprechen dafür, dass die Wirklichkeit der Phantasie einen Schritt voraus war - statt umgekehrt.