Mary Higgins Clark
Mein Auge ruht auf dir
KEN. Zunächst schien es so, als würde Mary Higgins Clark auf Dan Brown machen und wegen seltener Bibelfragmente eine Schnitzeljagd rund den Globus entfachen. Dann bleibt sie jedoch auf amerikanischem Terrain und in einem thematischen Umfeld, das ihr im richtigen Leben und im hohen Alter von 85 Jahren hoffentlich erspart bleibt.
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Alzheimer. Mariahs Mutter wird immer wirrer. Trotzdem soll sie ihren Mann, den Bibelforscher Jonathan Lyons, erschossen haben - aus Eifersucht wegen der attraktiven Assistentin Lillian Stewart. Die genießt das Vertrauen des Forschers über die eigentliche wissenschaftliche Arbeit hinaus, bis er ihr mitteilen muss, dass er sich ihretwegen nicht von seiner dementen Frau trennen wird.
Gerissene Geschichte mit überraschenden Wendungen
Lyons stand vor einer wissenschaftlichen Sensation. Möglicherweise besaß er das unbezahlbare Fragment eines handschriftlichen Briefs von Jesus Christus an Josef von Arimathäa. Der hatte Jesus nicht nur sein Grab zur Verfügung gestellt, sondern war möglicherweise einer der wenigen, die Jesus Ehe hätten bezeugen können.
Während die Polizei auf Kathleen als naheliegende Täterin tippt, bieten sich mit dieser kirchengeschichtlichen Sensation weitere Tatmotive an. Wer bietet das meiste für das eigentlich unbezahlbare Pergament? Und hat sogar der Vatikan die Hand mit im Spiel?
»Mein Auge ruht auf dir« wäre kein Mary-Higgins-Clark-Roman, wenn die Lösung nicht in den menschlichen Schwächen ihrer Figuren zu finden wäre. Da gibt es einen kleinen Club von Wissenschaftlern, die regelmäßig im Hause Lyons zu Gast waren und der 28jährigen Mariah mehr oder weniger glaubhaft den Hof machten. Wem würde sie trauen können? Und würde sie ihre Suche nach dem Täter mit dem Leben bezahlen?
Mary Higgins Clark hat gut daran getan, sich nicht auf eine Schnitzeljagd im Stile Dan Browns (»Iluminati«, »Sakrileg - The Da Vinci Code«) einzulassen. Die Grundidee hätte aber auch einem Dan-Brown-Thriller alle Ehre gemacht. Der könnte auf der anderen Seite noch einiges von der feinen Psychologie der Mary Higgins Clark lernen. Und die hat eine ganz andere Berechtigung: In Deutschland hat die Autorin bislang 16 Millionen Exemplare ihrer Bücher verkauft.