Jacques Berndorf
Die Grenzgängerin
KEN. Gaddafi ist tot. BND-Agent Karl Müller wird nach Tripolis geschickt, um einen deutschen Geschäftsmann Hinweise auf aktive Terroristen zu entlocken. Müller gerät dabei in die Fänge »Onkel Tobruks«, eines libyschen Offiziers, der ihn als Geisel nimmt und den BND mit einer Ausreise nach Beirut erpresst. Inzwischen sind 1000 Kilogramm C4-Sprengstoff quer durch Südeuropa auf dem Weg nach Deutschland.
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Jacques Berndorf vermittelt in seinem Thriller schätzungsweise 80 Prozent der Ereignisse über die Dialoge seiner Figuren. Sie sprechen weitgehend »echt«, so wie die ziemlich heruntergekommene Mutter der weltweit mordenden Madeleine Wagner, die Kiri genannt werden möchte. So wie Harakiri, nur ohne Hara und mit anderen. Das Dialogische ist meistens sehr fanwürdig, andererseits schließt es seitenlange Monologe ein, die man dem Thriller gerade eben noch verzeiht.
Berndorfs Thriller um den BND-Agenten Karl Müller
Karl Müllers Geliebte und Kollegin Svenja Takamoto macht sich also auf den Weg nach Libyen, um ihren Geliebten zu retten. Wenn es darauf ankommt, ist die Tochter kirgisischer und japanischer Eltern eine Kampfmaschine. Wie der Name vermuten lässt, tritt Sie einem stehenden Araber nach einer Pirouette locker mit der Ferse den Schädel ein. Hieße sie Lieselotte Bäcker, hätte sie ihn vermutlich mit einer Stricknadel erstechen müssen.
Ansonsten ist Svenja recht deutsch und manchmal eine gar zu übertriebene Kümmerin. Anna ist seit gerade eben die unfreiwillige Witwe Thor Lewens, des einst väterlichen Mentors der jungen Madeleine Wagner. Anna gegenüber ist Svenja zwischen Menthol-Zigaretten, Portwein, Sherry, »oder doch lieber Kaffee?« gar nicht geheimdienstmäßig. »Sie sind nicht die gefährliche Agentin, die auch tötet, wenn es sein muss?« fragt denn Anne Lewens. »Doch, schon. Das kommt auch vor. Selten.« Svenja antwortet wie eine 14jährige auf die Frage ihrer Großmutter, die die 68er noch erlebt hat, wie oft sie Sex hat. Wenig und einen Nervenzusammenbruch später sind Anna und Svenja auf Du und Du. Selbst bei Jacques Berndorf sind nicht alle Dialoge überzeugend.
Madeleine Wagner hat sich innerhalb von sieben Jahren von der kiffenden und herumvögelnden Tochter einer meist besoffenen Mutter zu einer weltweit aktiven Massenmörderin entwickelt. Wenn sie ihren Opfern nicht gerade eine Kugel in den Schädel jagt, erwürgt sie sie dank psychopathischer Frauenpower mit einer Klavierseite. Note D. Es klingt fast wie eine pubertäre Wette, dass sie einem Steuerflüchtigen versprochen haben könnte, zenterweise Drogen in Deutschland zu verhökern und nebenher eine Tonne C4-Sprengstoff vor einem unbekannten Ziel zu zünden.
Karl Müller, Svenja Takamoto und ihre Mitarbeiter setzen alle Hebel in Bewegung, um den Transport der schrecklichen Fracht zu stoppen. Leider müssen sie mit einem Verräter in den eigenen Reihen rechnen, der ihre Ermittlungen untergräbt. So sickern Informationen durch, die weder für die Medien noch für die möglichen Gegner bestimmt sind und die den BND und den Operationschef Krause diskreditieren sollen.
Eine durchaus spannende Geschichte mit Persönlichkeiten, deren Lebensläufe mir manchmal einfach zu lang waren.