Tom Clancy
Ziel erfasst

KEN. Vermutlich ist das Redaktionsteam der Marke »Tom Clancy« eine Taskforce von Spezialisten und Analysten für die Krisengebiete dieser Welt. Bis an die Zähne bewaffnet mit Google Earth statt mit Sig Sauer, Heckler & Koch oder Kampfhubschraubern. Tom Clancy erfasst sein neues Ziel auf gleich vier Kontinenten. Und alles beginnt mit dem Wahlkampf für den nächsten US-Präsidenten.

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In Russland will Georgij Safronow nach seinem späten Outcome als Islamist den Heiligen Krieg anzetteln. In Asien plant General Riaz Rehan, mit Atombomben Pakistan gegen Indien aufzumischen. In Frankreich und Deutschland jagt John Clark vom geheimnisvollen Campus-Team Gespenster aus der Zeit des Kalten Kriegs. Und in Amerika setzt der steinreiche Immigrant Paul Laska alles daran, den Präsidentschaftskandidaten Jack Ryan Senior zu stürzen.

Tom Clancys schlagkräftigstes Team ist wieder unterwegs

Da hat es sein Sohn, Jack Ryan Junior, schon kuscheliger. Zwar ist auch er einer von der ganz harten, killenden Art, aber, wie Prinz Harry in England, von edlem Geblüt. Also immer mit FBI und CIA drumherum, außer während er zum Beispiel in Dubai eine Suite in den obersten Etagen des Luxushotels Burj al Arab stürmt.

Privat hat Junior es trotz aller Männerfreundschaften mit seinen Freunden auf Navy SEAL-Niveau eher mit der schönen Melanie Kraft, die gerade als begnadete Analystin entdeckt wurde. Dazwischen ist alles typisch Clancy. Prospektgenaue Waffenwerbung im Buchformat. Die braucht es anscheinend nach jedem neuen Amoklauf. Angriffsstrategien zum Nachbauen wo immer Fanatiker bekämpft werden müssen. Die gibt es natürlich auch im eigenen Land. Woanders lassen sie sich nur leichter und moralisch scheinbar einwandfreier ausschalten, erst recht, wenn Geld, Material und Leute kaum eine Rolle spielen.

In »Ziel erfasst« erfahren wir eine Menge über die Problemzonen dieser Welt. Kompliziert werden Clancys Bücher seit »Jagd auf Roter Oktober« dadurch, dass es längst nicht mehr »nur« um ein U-Boot geht. Das Campus-Team ist zu Lande, zu Wasser und in der Luft aktiv, auch wenn einem von ihnen unter Folter mit dem Chirurgen-Hammer gerade die Handknochen zertrümmert wurden.

Tom Clancy ist und bleibt ein Waffennarr und lässt seine Figuren ordentlich herumballern. Jeder Schuss ein platziertes Produkt. Clancy kommt dabei wegen seiner glaubwürdig recherchierten Szenarien besser weg als das eine oder andere Ballerspiel aus dem Kinderzimmer. »Ziel erfasst« ist eine reine Jungsgeschichte. Mama Ryan, Melanie Kraft und Judith Cochrane, die etwas formlose Anwältin des gefangenen Top-Terroristen Emir Yasin, sind die einzigen, die etwas Östrogen mit ins Spiel bringen. Vielleicht, damit all die Ledernacken und solche, die es werden wollen, sich daran erinnern, dass es diese andere Hälfte der Welt auch noch gibt.