www.buecher-blog.net

Buchempfehlungen der Redaktion Globalscout


Pontus Ljunghill - Der Mann im ParkPontus Ljunghill
Der Mann im Park

KEN. Am Ende von Pontus Ljunghill »Der Mann im Park« fühlte ich mich selbst 25 Jahre älter, ziemlich resigniert und – wie vermutlich auch Ex-Kriminalkommissar John Stierna – ziemlich verschaukelt. Punkt Mitternacht ist der Fall zwar gelöst, aber der Mord an der achtjährigen Ingrid verjährt.

 
 

Mit einem Klick auf das Bild des Covers können Sie das Buch direkt bei Amazon bestellen.

Pontus Ljunghill zwingt uns von Anfang an in ein düsteres, deprimierendes Szenario. In Stockholm wird 1928 die Tochter der allein erziehenden Maria Bengtsson auf einer stillgelegten Werft erschlagen. Es gibt Zeugen, die den Täter gesehen haben. Doch die Spuren, die Kommissar John Stierna ein Vierteljahrhundert lang immer wieder verfolgt und ihn dem Mörder näher bringen, sind lange Zeit diffus.

25 Jahre nach dem Mord an einem Mädchen ist die Jagd noch nicht vorbei

Nur langsam werden die Konturen des Mörders klar, sogar Mitgefühl mit dem Täter wäre möglich, und wenn nicht das, so doch die Bereitschaft, seine Motive nachzuvollziehen. Trotz einer verkorksten Kindheit hat auch er als Erwachsener kein Recht, das Leben eines fröhlichen Kindes zu beenden, indem er es mit dem Schlagstock eines Polizisten erschlägt.

John Stierna hätte sich auch etwas anderes vorstellen können als just ein Kriminaler zu werden, irgendetwas, bei dem er seine Arbeit nicht mit nach Hause nehmen würde. So schärfte er seinen Kollegen ein, die Uniform nach Dienstschluss in der Station zu lassen. Aber er ist verbissen, so sehr, dass sich Katarina, seine einzige große Liebe, von ihm abwenden und ihn in seiner Düsterkeit lassen wird. Er akzeptiert das, weil er nicht anders könne und seine Fälle ihn nicht loslassen.

Pontus Ljunghill hält diese Düsterkeit über mehr als 500 Seiten durch und beschreibt auf durchschnittlich 20 Seiten pro Jahr der Geschichte ein nahezu trippelndes Fortschreiten im Fall Ingrid Bengtsson. Während der Mörder seine Tat mit der frühen Sozialisierung begründet und irgendwie in einen normalen Alltag gefunden hat, steht für John Stierna die Zeit beinahe still.

Stiernas Gedanken kreisen um den einen, ungelösten Fall, den anscheinend jeder Ermittler hat, wie ihm der Journalist Grönwall unterstellt. Dass er zwischen 1928 und 1953 irgendwann angeschossen werden, später seine Laufbahn beenden und stattdessen in einem Kriminalmuseum arbeiten wird, sind fast schon die Höhepunkte in Stiernas Leben bis zur Pensionierung. Plus dass er ab und zu in den Kneipen, in die er am Stock hineinhinkt, bis zur Sperrstunde Klavier spielen wird.

Der Mörder hat tatsächlich mehr Leben zerstört als das der kleinen Ingrid.

Es hat diesen Umfang von »Der Mann im Park« gebraucht, um die Tristheit, die aus der Tat heraus folgt, nachzuempfinden. Ich gebe zu, dass ich dieses Grundgefühl aus Schweden, wo es geografisch bedingt ein halbes Jahr lang ohnehin ziemlich düster zugeht, ziemlich lästig fand. Ich hätte parallel dazu etwas Lustigeres lesen oder sehen sollen, aber da war gerade nichts. Im Kino kam nur der Western »Lone Ranger« mit Johnny Depp. Der war darin auch nur ein Pirat aus der Karibik mit Federschmuck und ohne Schiff. Und »Der Schuh des Manitu«, wo noch Karl May und »Made in Germany« drauf stand, war ja schon ...

Fast hätte ich angefangen, über den »Sinn des Lebens im Allgemeinen unter besonderer Berücksichtigung meiner eigenen Existenzform« nachzudenken. Dann schlug die Uhr zwölf mal, und der Mann im Park konnte unerreichbar vom Arm der Justiz sein Geständnis fortsetzen. Es war morgens und die Sonne ging auf. Irgendwo gluckste, frisch gewickelt und gestillt, ein Baby. Das Leben lohnt sich! Wie habe ich das die letzten 558 Seiten lang vermisst.

Und dann dachte ich an Pontus Ljunghill, den Kriminologen, Journalisten-Kollegen und Autoren von »Der Mann im Park«. Jahrelang habe er an dem Roman geschrieben, heißt es im Abspann. Alter Schwede, wie hast du das nur so lange ausgehalten?



Peter Kensok, M.A. - KommunikationstrainingDer Werte-ManagerOnline Coaching Stuttgartwingwave-Ausbildungen in tuebingenwingwave-Coaching mit Peter KensokBurnouthilfe tuebingenCoaching: NLP, Hypnose, TextKurzurlaub am Schreibtisch.