Sabine Thiesler
Versunken

KEN. Dass Sabine Thiesler sich sehr gut in Italien auskennt, wissen wir spätestens seit ihrer Erzählung »Basta, Amore!« über ihre 14 Jahre in der Toskana. In »Versunken« wendet sie sich wieder ihrem eigentlichen Genre zu: dem psychologisch hintergründigen Thriller voller überraschender Wendungen.

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Malte Andresen hatte alles andere als eine goldene Kindheit. Er verlor seine Eltern früh, wuchs bei einer überforderten Tante auf und rettete sich schon als Jugendlicher auf einen Frachter, über den er sich die weite Welt erschließen möchte. Bis Mitte 20 erlebte er auf See bereits mehr als die meisten sich vorstellen können. Die Auseinandersetzung mit einer Gruppe Chinesen auf einem Frachter im Mittelmeer ist nun ein weiterer Tiefpunkt in seinem abenteuerlichen Leben. Er endet mit dem gewaltsamen Tod eines Crew-Mitglieds und damit, dass Malte sich in letzter Sekunde durch einen Sprung über Bord rettet und mit nichts als seinen Kleidern am Leib an Land schwimmt.

Die schönsten Wochen auf einer Yacht können die Hölle sein

Donato Neri ist inzwischen alles andere als begeistert über den Brief der Carabinieri-Hauptstelle Florenz, die ihn über den Sommer nach Elba versetzt. Seine Frau Gabriella dagegen schon. Sie denkt an Urlaub, während er das Meer und Schiffe nicht ausstehen kann. Schlimmer noch wird er sich schon bald mit der grausig zugerichteten Leiche des Chinsen beschäftigen müssen, die ein deutsches Urlauberpaar in der Nähe der Küste entdecke hat. Für den wohlhabenden Ruheständler Werner Faenzi und seine Vivian, eine erfolgreiche Bühnenbildnerin, sind die schönsten Wochen des Jahres auf ihrer Yacht Aurora damit ziemlich hässlich geworden.

Während Vivian den Urlaub unterbricht und in der Oper von Nizza die Ausstattung von »Carmen« betreut, lädt Werner Malte zu einer Überfahrt ein. Werner möchte Vivian in Nizza für die Fortsetzung ihrer gemeinsamen Bootsreise abholen. Was eine gemütliche Überfahrt werden sollte, führt schon bald zu einer Kette von ebenso unglücklichen wie schrecklichen Zufällen – und weiteren Morden an Land und auf See. Donato Neri wird ziemlich herausgefordert.

Sabine Thiesler bringt uns Italien wieder ein Stück näher. Sie lässt uns an Alltagserfahrungen in Italien teilhaben, die sie vermutlich auch selbst gemacht hat. Beinahe scheitert Malte Andresen deshalb bei seinen Geschäften sogar an der italienischen Bürokratie. Nur weil sich Donato Neris Chefin in Malte verguckt, gelingt es ihm, ein Konto zu eröffnen und die Ersparnisse seines deutschen Gastgebers zu plündern.

Auch über das italienische Familienleben lernen wir einiges, denn mit einer eifersüchtigen Ehefrau und ihrer zänkischen Mutter auf Elba zu sein und trotzdem eine gute Ermittlung zu leisten, ist alles andere als ein Vergnügen. Außer für die Leser, denen Sabine Thiesler die Menschen in »Versunken« auf unterhaltsame Weise nahebringt. Wir lernen auch einiges über das Leben an Bord luxuriöser Yachten, gar zu naive Teenager auf Rucksacktour in Italien und darüber, dass es rund um Elba auch Haie gibt, vor denen man sich besser in Acht nehmen sollte.