David Baldacci
Am Limit

KEN. David Baldacci gibt seinem Helden John Puller, dem besten Ermittler der amerikanischen Militärpolizei, eine zweite Chance. Diesmal ist er privat unterwegs. Tante Betsy, die er schon seit Jahren vernachlässigt hat, lässt ihm einen besorgniserregenden Brief zukommen – und ist wenig später tot.

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Wie im vorhergehenden Band »Zero Day« (2013) spielt auch John Pullers Vater, Ex-General der US-amerikanischen Armee mit legendärem Ruf, eine kleine Rolle. Schließlich hat Tante Betsy ihm ihre Nachricht mit der Bitte geschickt, sie weiterzuleiten. Da John Puller Befehle gewohnt ist, nimmt er den »Auftrag« des verwirrten Generals und seiner Tante an und reist ins zauberhafte Paradise nach Florida.

Die Dinge sind nicht so wie sie scheinen

Den wohlhabenden Ort bewohnen vor allem ältere Menschen, und schon bald muss der Ermittler erleben, dass nicht nur bei Tante Betsy jemand nachgeholfen hat, sie von Paradise aus ins Jenseits zu befördern. Doch die Polizei scheint wenig Interesse zu haben, seine Beobachtungen zu überprüfen. Ganz im Gegenteil, die Beamten sehen in ihm einen Unruhestifter und machen ihm das Leben zusätzlich schwer.

Zusätzlich heißt, dass es Angehörige der organisierten Kriminalität gibt, die seine Untersuchung mit allen Mitteln unterbinden werden und ohnehin kein Problem damit haben, über Leichen zu gehen. Hatten John Pullers Tante und ihre betagten Freunde also den richtigen Riecher, als sie sagten, die Dinge seien nicht so wie sie scheinen?

Unterstützung bei seinen Recherchen bekommt Puller dieses Mal von der attraktiven Ein-Sterne-Generalin Julie Carson, die gegen ein bisschen Abwechslung zu ihrem öden Verwaltungsjob nichts einzuwenden hat. Und da ist da noch der hünenhafte Bulgare Mecho, der Menschenhändlern auf einer ausrangierten Ölbohrinsel vor der Küste Floridas entkommen konnte und jetzt als Gärtner bei Peter J. Lampert arbeitet. Von den Quellen seines unermäßlichen Reichtums dürfen die Behörden allerdings nichts wissen. Oder doch? Mischen Angehörige der Polizei und angesehene Richter bei einem miesen Spiel um moderne Sklaverei, Drogen und Prostitution mit?

Wenn John Puller recherchiert, dann geht es anscheinend immer um eine größere Sache, viel Spannung und um eine Menge Opfer skrupelloser Krimineller, denen das Leben von arbeitsfähigen Männern, Frauen und Kindern nur dann mehr wert ist als das der Senioren in Paradise, wenn die Nachfrage und der Preis stimmen. David Baldacci führt uns in eine Szene ein, die er aus der Dokumentation eines Konzentrationslagers abgeschrieben haben könnte, nur dass Florida darin der Dreh- und Angelpunkt für einen weltweit aktiven Menschenhändlerring ist.

»Am Limit« bedeutet, dass die Helden dieses Thrillers an ihre körperlichen Grenzen getrieben werden. Auch da gelingt es David Baldacci selbst nicht immer, die Dinge so scheinen zu lassen, wie sie sein sollen - hätte vermutlich Tante Betsy gewarnt. Auch wenn dieser Band aus der John Puller-Reihe sich um überraschende Wendungen bemüht, ist sogar sein Vorgänger »Zero Day« eine Spur spannender. Wobei der Showdown um das vergessene Kernkraftwerk damals weniger glaubwürdig war als der Handel mit Menschen und die moderne Sklaverei in diesem Band.