Felicitas Gruber
Blaues Blut
KEN. Dr. Sofie Rosenhuth bekommt es im neuen Roman von Brigitte Riebe und Gesine Hirsch, alias Felicitas Gruber, mit bayrischem Adel zu tun: Da dümpelt doch tatsächlich die Ex des blaublütigen Gerichtsreporters Charly Loessl erstochen in der Badewanne. Wenn das man gut geht.
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Der Hauptverdächtige Charly Loessl taucht also ab. Auch als Kriminalreporter ist er nicht mehr erreichbar und das macht ihn noch fragwürdiger. Schließlich sollte er aus fotographischer Anschauung recht gut wissen, wie jemand für einen glaubwürdigen Mord am besten drapiert werden müsste. Dass bei seiner ermordeten Geschiedenen die gleiche Krawatte hängt wie am Skelettmodell im Büro der Sofie Rosenhuth, der »Kalten Sofie«, scheint zumindest kein Zufall zu sein.
Fall drei der narrisch erfolgreichen Dr. Sofie Rosenhuth
Dass Charly sich sein Asyl dann just in der Wohnung der Rechtsmedizinerin sucht, macht es für alle Beteiligten nur schwerer. Entweder ist er ziemlich raffiniert oder weit dümmer als die Polizei erlaubt. Selbst Hauptkommissar Joe Lederer, Sofie Rosenhuths Favorit für eine dauerhafte Beziehung im dritten Felicitas-Gruber-Fall, scheint zu zweifeln, ob sein Mitbewerber Charly Loessl unschuldig ist.
Da Joe Lederer nicht zu den »Studierten« zählt und dem adligen Stammbaum rund um Charly Loessl keine Paroli bieten zu können meint, bittet der Kriminalkommissar Sofie Rosenhuth um Unterstützung. Wissenschaftliche Meriten gehen im Münchener Klüngel auf Augenhöhe mit ererbtem Dünkel. Sofie und Joe werden es mit mehr oder weniger skurrilen Verwandten der elterlichen Generation Charly Loessls zu tun bekommen. Gerade seine Tante scheint ihren Katzen näher zu stehen als den Ermordeten in »Blaues Blut«. Dafür pflegt sie »außer Stande« ein kuscheliges Verhältnis mit einem weit jüngeren Faktotum, eine treu sorgenden Diener, der seine fragwürdigen Aufträge durchaus selbstständig erweitert.
Wir tauchen also tief ein in das blaue Blut zu Füßen der Bavaria und haben Spaß an bayrischen Dialogen. Vielleicht fragen wir uns auch, warum Sofie Rosenhuth einen Kriminalen mit Sozial- und Bildungskomplexen einem durchaus wehrhaften Gerichtsreporter gegenüber bevorzugt.
Ich komme mit den bodenständigen Charakteren aus der Feder der »Felicitas Gruber« jedenfalls recht gut zurecht. Meine Lieblingsbeteiligte hier ist auf jeden Fall Sofies Tante Vroni, die auch im Ruhestand noch immer das Potenzial einer Göttin aus der Maschine hat. Jenseits der Lebensmitte steht sie auch in diesem Roman gleichzeitig für Herz und Verstand. Das tut sie ohne Absicht auf persönliche Vorteile und jenseits aller Pläne für die Lebensplanung mit Verdächtigen – oder deren Jäger.
Die »Gruber« steht mit dem dritten Fall wieder für Spannung und Entspannung, für Respektables und Skurriles rund um München, für Ironie und Selbstironie. Das muss man erst einmal schaffen! Dass die Leichen nicht ganz so sind, wie sie sich ein Pathologe wünscht, ist ein Problem der Zunft. Aber wenn jemand umgebracht wird, dann ist das auch außerhalb dieser Zunft immer ein Problem.