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Sabine Thiesler - Und draußen stirbt ein Vogel Sabine Thiesler
Und draußen stirbt ein Vogel

KEN. Sabine Thiesler schreibt mit »Und draußen stirbt ein Vogel« einen Thriller, der auf Ereignissen aus ihrem eigenen Leben beruht. Auch sie sei bereits von Lesern bedrohlich verfolgt, also »gestalkt« worden. Ihre Geschichte bringt uns die Toskana wieder ein Stück näher, wo sie viele Jahre gelebt hat.

 
 

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Der Roman beginnt mit einer Lesung der Autorin Rina Kramer. Sabine Thiesler kennt sich hier bestens aus und beschreibt glaubwürdig, wie sehr es eine Autorin nervt, wenn just bei einer ihrer bewegendsten Textstellen ein Handy klingelt. Dass eine Besucherin vergessen hat, es auszuschalten und damit die meditative Stille stört, regt neben Rina Kramer auch Manuel auf. Der Kolumnist einer Ratgeberserie zu Lebensfragen hat mit seinem eigenen Leben eigentlich genug zu tun: schlimme Kindheit, keine Lust auf die Arbeit, ein recht verqueres Verhältnis zu seiner Ratte Toni und eine tödliche Gelassenheit, wenn es um das Leben von Menschen geht, die ihm zu nahe treten.

Nervenzerreißend – beklemmend – spannend

Rina Kramer scheint nun sogar in seine Gedanken eingedrungen zu sein. Manuel ist überzeugt, dass sie davon sogar erfolgreich abschreibt. Er hat alle ihre Bücher, kann sie nahezu auswendig und ist mehr als aufgebracht über Formulierungen Rina Kramers, die seine eigenen sein könnten. Als Manuel mitbekommt, dass die erfolgreiche Autorin sich mit ihrem Mann und ihrem Sohn eine Auszeit in der Toskana nimmt, macht auch er sich auf den Weg und mietet sich in ein Nebengebäude auf dem Hof der Autorin ein.

Sabine Thiesler reicht diese Geschichte alleine nicht. Das Leben hat eben viele Seiten – und die alle gleichzeitig. Der Pfarrer der italienischen Gemeinde in »Und draußen stirbt ein Vogel« ist gestorben. Er wird von einem Glaubensbruder ersetzt, der Erstaunliches über seinen verehrten Vorgänger erfährt. All dem Schmuddelkram scheint schon bald Rina Kramers Sohn ausgesetzt zu sein. Der Leser wird hier auf einen spannenden Weg zwischen Wahrheit und bösen Ahnungen geführt. Rina Kramers Untermieter Manuel steigert sich inzwischen immer weiter in seinen Wahn hinein.

Manuel ist anscheinend nicht der Einzige, der sich von der renommierten Autorin bestohlen fühlt, erfahren wir später. Manche Ideen sind eben naheliegend, so wie das Telefon nahezu zeitglich zwei Mal erfunden wurde. Mindestens. Nach Graham Bell und Philipp Reis meldet auch Italien für Antonio Meucci einen Anspruch auf den eigentlichen Erfinder des Fernsprechers an.

Sabine Thiesler weiß, dass manche Themen der Zeit sich nahezu aufdrängen, erst recht, wenn Leser ihre Autoren so sehr verinnerlicht haben, dass ihre eigenen Synapsen ähnlich zu funken beginnen. Die Autorin hat jedoch neben einem guten Gespür für den Zeitgeist auch die Fähigkeit zuzugreifen, wo andere, verborgene Talente zögern und dann ihre Bewertungen mit einer starken Prise Neid vergiften.

Dass Sabine Thiesler immer wieder den Kopf in den Wind hält, spricht für die Erfinderin zahlreicher beeindruckender Thriller. Ich bin nach »Und draußen stirbt ein Vogel« jedenfalls gespannt auf ihren nächsten Roman.



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