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Ule Hansen - NeuntöterUle Hansen
Neuntöter

KEN. Astrid Ule und Eric T. Hansen haben sich bei nächtlichen Gesprächen und gutem Whisky, auf exzentrischen Partys und Streifzügen durch Berlin hervorragend auf ihren ersten Thriller vorbereitet. Sofern man hängende Leichen in Baugerüsten mag, macht »Neuntöter« Lust auf mehr aus ihrer Feder.

 
 

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Der Neuntöter ist ein interessanter Vogel. Er jagt auf Vorrat und spießt seine Beute auf Dornen auf, bevor er sie frisst. Meistens sind das Insekten, aber er verschmäht auch kleinere Vögel nicht. Da der Neuntöter weite Wege vermeidet, baut er seine Nester in dornigen Hecken und Sträuchern.

Vor Menschen hat sie Angst. Serienmörder versteht sie.

Von diesem Teil der Natur ließen sich die beiden Autoren inspirieren, die sich hinter dem Pseudonym Ule Hansen für ihren ersten gemeinsamen Thriller »Neuntöter« zusammengetan haben. Sie fangen zunächst mit drei Leichen an, die wie Mumien oder Puppen von Schmetterlingen in Panzertape eingewickelt an Gerüststangen hängen. Mitten in der Hauptstadt Berlin.

Schon bald wird sich herausstellen, dass der oder die Täter sich nicht mit drei Ermordeten begnügen, vorher (unentdeckt) und nachher (noch im Werden) wird es mehr geben. Für die Fallanalystin Emma Carow ist schon bald klar, dass die Polizei und ihre Sonderkommission es mit einem Serientäter zu tun haben.

Emma Carow ist eine menschenscheue Frau mit einer unbewältigten Leidensgeschichte und daher wenig konfliktfreudig. Lieber zieht sie sich zurück, als dass sie die Konfrontation sucht. Dass ihr ein junger Kollege zur Seite gestellt wird, der sich mit diesem Fall für einen Karrieresprung an ihr vorbei profilieren möchte, passt jedoch auch ihr nicht. Sie nutzt ihren Erfahrungsvorsprung und folgt ihren eigenen Ahnungen.

Haben die erstickten und verwesten Menschen, die an auffälligen Stellen in der Stadt inszeniert wurden, etwas mit einer Sekte zu tun? Steckt hinter dem ganzen Grauen ein makabrer Kult? Und natürlich fragt sich der Leser, ob es Emma Carow gelingen wird, die vermutete Serie an Morden rechtzeitig zu unterbrechen.

Während Emma Carow im Umgang mit ihren Kollegen kaum auf einen grünen Zweig kommt, kann sie sich in einen Serienmörder gut hinein versetzen. Schon früh merken wir, dass Emma Carow selbst ein Glied in dieser Serie von Morden werden könnte. Ule Hansen gelingt es, unsere Befürchtungen immer wieder zu zerstreuen und gleichzeitig die Spannung hoch zu halten.

Es muss guter Whisky gewesen sein, der Astrid Ule und Eric T. Hansen inspirierte. Schließlich hat er dazu beigetragen, dass sie ihre Fantasien noch immer ertragen. Ihre Fallanalystin haben sie jedenfalls hervorragend gewählt. Sie ist eben nicht die heldenhafte Kollegin, die sich unter schwierigen Bedingungen überzeugend kämpferisch für eigene Interessen einsetzt. Aber sie punktet mit einem hohen Maß an Scharfsinn und Ausdauer. Sie hat zudem eine Vorgeschichte mit unbewältigten Störungen, die ihre Aufmerksamkeit für den Serienmörder in diesem Fall schärfen.

»Neuntöter« ist ein gelungenes Debüt, finde ich. Und ein bisschen bringt uns der Thriller auch die dunklen Seiten einer Großstadt näher, die es so geben könnte – am liebsten aber so nicht.



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