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David Baldacci - Memory ManDavid Baldacci
Memory Man

KEN. Amos Decker bekommt, böse gefoult, ordentlich eins auf die Glocke. Der Zusammenprall mit einem Gegenspieler beendet seine Karriere als junger, vielversprechender Footballstar, verdrahtet auf der anderen Seite aber seine Synapsen neu. Dagegen hilft keine staatliche Therapie. Amos Decker vergisst nichts, auch die Bilder vom Mord an seinen Angehörigen nicht.

 
 

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Das Thema David Baldaccis finde ich hoch interessant, die Übersetzung von Uwe Anton ist mir jedoch zu »modern«. Ich hatte schon befürchtet, das demnächst mitten im Text irgendwelche lästigen »Emojis« auftauchen werden, nachdem sich Amos Decker immer wieder aufdringlich fragen musste, wen er denn möglicherweise in der Therapie bis zur Weißglut »gedisst« hat. Was soviel bedeutet wie »respektlos« (also engl.: disrespected) behandelt.

Wenn das Schicksal zweimal zuschlägt

Ähnlich aufdringlich lässt David Baldacci fast jedem erzählen, wie er nach dem legendären Football-spiel ein »Memory Man«, ein unfreiwilliger Gedächtniskünstler geworden ist. Jedenfalls so etwas ähnliches. Er muss keine Merkstrategien trainieren, um weltmeisterlich lange Zahlenfolgen wiederzugeben. Es ist einfach immer alles da.

Trotzdem muss auch Amos Decker sich immer wieder damit quälen, wie er die Ereignisse aus seinem unerschöpflichen Speicher abrufen kann. Außer die Zahl der vergangenen Tage nach einem Ereignisse und den Wochentag zu jedem beliebigen Datum.

Amos Decker machte die Not zur Tugend, wurde nach seinem persönlichen Desaster auf dem Spielfeld polizeilicher Ermittler mit Bestnoten in jeder Disziplin, bis ein brutaler Killer seine Frau, seinen Schwager und seine Tochter brutal umbrachte.

Der Schwager war ein Versehen, und deshalb ist der Killer weiterhin auf Amos Decker scharf. Der hat nach diesem zweiten Einschnitt in sein Leben zunächst die Spur verloren, war nach der Polizeikarriere Stadtstreicher und endete als qualliger Privatdetektiv.

Dann behauptet jemand im Umfeld eines Amoklaufs an der Mansfield-Schule, er habe auch den Mord an der Familie Deckers begangen, und der »Private« wird wieder in den aufgerollten Mordfall hineingezogen.

Eigentlich wäre all das recht spannend. David Baldacci versucht zumindest, sich um die Fallen eines gestressten Vielschreibenden herum zu manövrieren. Um ein bisschen Sex in den Crime unterzubringen, stellt er ihm mit Alexandra Jamison eine Journalistin der unfähigen Art zur Seite. Sie schreibt einen grottenmiserablen Artikel über Amos Decker, deutet darin an, dass Decker seine eigene Familie ermordet haben könnte und bringt damit alle blutdürstigen Kleinbürger ihrer Stadt gegen ihn auf. Sie glauben, er hätte auch etwas mit einem Amoklauf an der Mansfield-Schule zu tun.

Die Haare werden immer länger, an denen David Baldacci seine Geschichte herbeizieht. Trotzdem bin ich bis zum Schluss dran geblieben. Der Roman ist schrecklich klasse, was das Thema angeht. Er stürzt andererseits durch die Darstellung Amos Deckers und Alexandra Jamisons so sehr ab, dass »Memory Man« insgesamt wie bestenfalls als unterhaltsamer »No-Brainer« endet. Liest sich nett, aber bleibt nicht in unserem Gedächtnis haften.



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