William Ryan
Russisches Requiem
KEN. Irgendwann hatte ich beim Lesen den Eindruck, das Buch müsse von einem Russen geschrieben worden sein. Sicher ein Vorurteil, aber ich dachte an „russische Seele“ und solche Dinge. Und deshalb hat es Platz auf Globalscout. Ich begann zu ahnen, wie die Menschen zur Zeit Stalins in Russland - wie auch im damaligen Deutschland - zurechtgekommen sein mussten und heute in Ländern mit verwandten Systemen überleben.
Mit einem Klick auf das Bild des Covers können Sie das Buch direkt bei Amazon bestellen.
Ja, so könnte es gewesen sein, auch wenn William Ryan 1965 in London geboren wurde und in Irland aufwuchs. - „Russisches Requiem“ ist laut Verlagsbeschreibung nach einigen Kurzgeschichten der erste Roman von William Ryan. In dem Thriller setzt er 1936 den Hauptmann der Moskauer Kriminalmiliz, Alexei Koroljow, auf einen Mordfall an einer amerikanischen Nonne an. Hinter dem grausigen Ereignis stecken Ikonenhändler, die vor nichts zurückschrecken, um die Kasanskaja, die Gottesmutter von Kasan, außer Landes zu schmuggeln.
Die Ikonenschmuggler vion Kasan
Noch 1917 war das wundertätige Heiligtum der russisch-orthodoxen Kirche Staatsikone Russlands. Auch wenn Religion zur Zeit Stalins als konterrevolutionär galt und offiziell verboten war, war die Entführung der Kasanskaja trotzdem ein Sakrileg. Schließlich hat sie das Land 450 Jahre lang in Kriegen und Krisen geschützt. Löst Koroljow den Fall nicht, landet er selbst im Gulag, dem furchtbaren „Besserungssarbeitslager“.
Der Rest ist ein lohnender Thriller mit bedrohlicher Athmosphäre: Jeder ist möglicherweise Freund oder Feind, Vertrauter oder Denunziant. Das kann sich jederzeit ändern – und nicht einmal das ist sicher. Zudem ist Koroljow in ein System eingebunden, deren Mitglieder sich untereinander aushebeln und gegeneinander intrigieren. Seine heutigen Unterstützer könnten sich schon morgen nach einer Beförderung gegen ihn wenden, um im Kampf ums eigene Überleben ihre Ermittlungsquoten zu erfüllen.
Koroljow findet heimlich Halt im christlichen Glauben, wobei selbst die Bekreuzigung in einer zweckentfremdeten Kapelle aus Anlass der Totenfeier für einen Kollegen möglichst niemand bemerken darf. Der Kriminalermittler löst seinen Fall mit überraschenden Wendungen und landet in der Andeutung einer Beziehung zu einer Mitbewohnerin seiner Wohneinheit. Immerhin ein bisschen Happy End.