Patrick Robinson
Mission auf Leben und Tod
KEN. Mack Bedford ist US-Navy-SEAL und damit ein hoch effizienter Killer bei Einsätzen im Irak. Damit er überlebt, muss er besser sein als der Gegner. Einem den Ellbogen für immer zu zertrümmern, dem nächsten die Augen auszudrücken, beiden das Genick zu brechen und das alles zusammen in 9,7 Sekunden, das gilt als Leistung. Gut gemacht Mack! Die Moral von der "Mission auf Leben und Tod" gibt es genau so wenig wie vermutlich in einem Werbeprospekt der amerikanischen Streitkräfte.
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Patrick Robinsons Thriller hat meiner Meinung nach keine stilistischen und erzählerischen Brüche. Das ist die gute Nachricht. Aber was das Recht zu Töten angeht, halte ich das Buch und den gar zu leichtfüßigen Umgang mit dem Thema für ziemlich bedenklich. Die Geschichte geht so:
Wenn ein Leben nichts nehr zählt
SEAL-Commander Mack Bedford muss mit ansehen, wie Iraker unter Aufsicht eines französischen Waffenproduzenten mit geächteten panzerbrechenden Diamondheads seine Panzer beschießen und seine Kameraden bei lebendigem Leib verbrennen. Die Feinde geben sich danach als Zivilisten aus und wollen ihr tödliches Werk begutachten. Das ist Mack zuviel, er schnappt sich ein Maschinengewehr, schießt sie nieder - und ist nach einem Auftritt vor dem Militärgericht Zivilist.
Als Zivilist ist Mack ein besorgter Vater, der die Kosten für die lebensrettende Operation seines Sohnes Tommy nicht bezahlen kann. Zudem steht seine Heimatstadt Dartford in Maine wegen der drohenden Schließung der örtlichen Werft vor dem Ruin. Deren Inhaber, Harry Remson, baut Fregatten und U-Boote für ein französisches Unternehmen, dessen Inhaber sich gerade auf den dortigen Präsidentschaftswahlkampf vorbereitet und alle Auslandsaufträge stoppen will. Henri Foche, Präsident in spé, stellt jedoch auch die mörderischen Diamondheads her. Harry Remson, ach so besorgt um die Auftragslage seiner Kleinstadt, lässt zwei Millionen Dollar springen, damit der Politiker aus dem Weg geräumt wird.
Dieses Geld kann sein Freund Mack Bedford ebenfalls gut gebrauchen, und statt einen "anerkannten" Profi mit "gutem Ruf" in der Szene den angebotenen Auftrag zu erteilen, macht Mack den Job eben selbst. Gelernt ist eben gelernt. Er versenkt dabei ein Fischerboot, bringt weitere drei Personenschützer in 17 Sekunden und deren Sicherheitschef um, erschießt den zukünftigen französischen Präsidenten, springt aus 20 Meter Höhe ins Hafenbecken von Saint-Nazaire und schwimmt anschließend zwei Stunden in 10 Metern Tiefe die Loiremündung hinunter.
Patrick Robinson erzählt die Geschichte geduldig und mit gut recherchiert wirkenden Details, lässt aber den Leser allein mit der Frage, wer denn eigentlich die wirklich Guten sind. Vermutlich die Frau des Henri Foche, eine ehemalige Prostituierte, und ein bisschen die besorgte Mutter von Macks Sohn Tommy.
Mack gelingt also die Flucht zurück nach Maine, und er kommt gerade rechtzeitig, denn während er in Frankreich acht Menschen umgebracht hat, durfte sein geliebter Sohn nach der Operation sogar früher aus dem Krankenhaus entlassen werden. Die Familie ist wieder vereint, die Stadt Dartford hat wieder Arbeit - durch neue Militäraufträge aus Frankreich. Die Diamondhead-Lager der Iraker werden im Abspann erfolgreich und präzise von US-amerikanischen Hornet-Kampfjets bombardiert. Und Mack Bedford schwärmt in Gegenwart seines Jungen vom Dreizack der SEALS als Symbol seiner Ehre: "Ich bleibe bis zum Ende meiner Tage ein United-States-Navy-SEAL."
Na, geht es denn noch plumper? Sollte an der Geschichte auch nur ein bisschen was dran sein, was den militärischen Hintergrund angeht und die Menschen, die daraus hervorgehen, dann ist es erschreckend, mit welcher Selbstgefälligkeit ein SEAL das Recht zu töten für sich beansprucht. Braucht die Welt wirklich solche Helden?
Nach den Kriterien seiner eigenen Welt löst Mack Bedford seine Aufgabe sicherlich gut, und diese Maßstäbe entwickelt Patrick Robinson in seinem Roman "Mission auf Leben und Tod" ordentlich. Allerdings ist Mack Bedford eine Killermaschine, die Unrecht nur dann erkennt, wenn er, seine Kameraden, seine engsten Angehörigen und Freunde davon betroffen sind. Dann nimmt er das Recht mit aller Brutalität in die eigene Hand. Schließich ist er ein SEAL, und damit aus Prinzip einer von den Guten.