Jean-François Parot
Commissaire Le Floch und das Geheimnis der Weißmäntel
KEN. Für Jean-François Parot (* 1946) sind viele Weltmodelle möglich. Er war Militär und Diplomat, studierte an der Sorbonne Geschichte, Ägyptologie und Ethnologie. Sein junger »Commissaire Nicolas Le Floch« ist ein idealer Botschafter für das Paris zur Zeit Ludwig XV. und für mich die französische Antwort auf Sherlock Holmes.
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»Commissaire Le Floch und das Geheimnis der Weißmäntel« - Paris ist eine verruchte Stadt und die Folter bei der »peinlichen Befragung« eine akzeptierte Art des Verhörs durch die Polizei. Die Guillotine muss erst noch erfunden werden, zumal Charles-Henri Sanson (1739 – 1806) eine humanere Tötungsart sucht als die, die der »Monsieur de Paris« bei 2918 Enthauptungen innerhalb von knapp 50 Jahren durchführte. Der Henkersmeister punktet mit seinen Erfahrungen auch als Gutachter an der Seite von Nicolas Le Floch, dem Ermittler in der Rue des Blancs-Manteaux.
Korruption und Bagatelle? – Da steckt mehr dahinter
Nicolas Le Floch wurde von seinem Patenonkel Marquis Louis de Ranreuil nach Paris geschickt. Fast vermutet der scharfsinnige junge Mann, dass damit auch eine tiefergehende Beziehung zur Tochter des Marquis unterbunden werden soll. Schließlich ist Nicolas lediglich ein Findelkind offiziell unklarer Herkunft und wäre damit eine Partie weit unter dem Stand des alten Adels.
In Paris wird er schon bald die rechte Hand des Polizeipräfekten Gabriel de Sartine. Den gab es als historische Persönlichkeit wirklich. Nicolas Le Flochs erster Auftrag lautet, das Verschwinden des Polizeikommissars Guillaume Lardin zu untersuchen und hochbrisante Dokumente wiederzufinden, von denen die Sicherheit des gesamten Landes abhängt.
Jean-François Parot führt uns in die Folterkammern und zu den Leichenschauen des 18. Jahrhunderts, er lässt uns den Übermut in den Bordellen miterleben, den Karneval, die Korruption und den Stand der medizinischen Wissenschaften. Wir nehmen an Gesprächen über die Literatur teil und erfahren ganz nebenbei einiges über die Kochkünste von damals.
Selbstverständlich bleiben uns auch die Armut, der Dreck und Unrat der Großstadt Paris nicht erspart, die Kaltblütigkeit, mit der beispielsweise ein ehemaliger Metzger und ein Kriegsversehrter Menschen ermorden, die Leichen zerlegen und entsorgen. Der junge Commissaire Le Floch bewegt sich zwischen Glücksspiel und Bordell, zwischen dem Prunk von Versailles und den grausigen Kellerräumen, der Basse-Geôle im Gefängnis Grand Châtelet.
Je mehr er sich der Lösung seines Falls nähert, um so gefährlicher wird sein jugendlicher Übermut und um so wichtiger die Verschlagenheit eines erfahrenen Ermittlers, die er sich erst noch aneignen muss. Oft genug wird er selbst Opfer von gedungenen Schurken, die ihm ans Leben wollen, um ihn anschließend den Ratten zu überlassen.
Jean-François Parot erzählt seine Geschichte auf 480 Seiten – einschließlich des Lexikons zu historischen Begriffen und Personen, die er in »Commissaire Le Floch und das Geheimnis der Weißmäntel« wieder auferstehen lässt. Sein Krimi ist ein großartiger Reiseführer durch das Paris vor 250 Jahren und die Übersetzung von Michael von Killisch-Horn dieser damaligen Zeit gemäß.
Die gesellschaftliche Stellung einer Person war umso höher, je näher sie der Sprache am Hof des Königs kam. Diese Qualität finden wir daher auch in den Dialogen in der Rue des Blanc-Manteaux wieder. Doch selbst wenn heute sprachlich schnellere Schnitte üblich sind, habe ich mich gerne auf die Kunst Jean-François Parots und seines Übersetzers eingelassen. Spannend ist »Commissaire Le Floch« auch so schon genug, und auf den nächsten Band freue ich mich schon jetzt.