Christian Thiel
Warum Frauen immer Sex wollen ...
KEN. Sex verkauft sich angeblich immer. Nicht jedoch, wenn »sie« gerade Kopfschmerzen hat und »er« immer nur das eine will – oder umgekehrt. Nur ein weiterer Ratgeber rund um die Mythen der ewigen Potenz? Ich finde, Christian Thiel macht in »Wieso Frauen immer Sex wollen und Männer immer Kopfschmerzen haben« seine Sache ganz gut.
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Irgendwie müssen Mann und Frau schon einen ziemlichen Schuss weg haben, wenn jede/jeder Zehnte in den USA auch beim Sex auf dem Smartphone herumdaddelt. Oder schon 30-Jährige so katstrophal koordiniert sind, dass sie nach der Geburt des ersten Kindes erst einmal jahrelang ihren Partner/ihre Partnerin meiden. Der Grund: sie wollen mit dem Vater/der Mutter ihrer Kinder keinen Sex – das gehöre sich nicht.
... und Männer immer Kopfschmerzen haben
Unglaubliche Geschichten präsentiert Christian Thiel, von Männern und Frauen, die mit »das da« zwischen ihren großen Zehen überhaupt nichts mehr anfangen können, außer um damit zu pinkeln. Christian Thiel ist Philosoph und Germanist, was seinem Text gut tut. Dann hat er eine Weile am Institut für Tiefenpsychologie in Berlin mitgearbeitet, was immer das auch heißen mag. Jetzt ist er Singleberater und stellt sich als Dienstältester dieser Art vor. Er kennt sich mit Singles aus, trotz verheiratet und zwei Kinder.
»Männer können und wollen immer«, »Kinder halten eine Beziehung zusammen«, »Paare, die viel gemeinsam unternehmen, stärken ihre Partnerschaft« … Das stimmt alles nicht! Zu jeder Regel gibt es Ausnahmen, und manche Regel findet gar nicht erst statt. – Passt zu Sex und Kinderkriegen.
Nach »Wieso Frauen immer Sex wollen und Männer immer Kopfschmerzen haben« gibt es jedenfalls keine Ausreden mehr, wenn »Dinos« (double income no sex) über zu wenig Nähe und Zweisamkeit klagen. Sex ist eben nicht nur für das junge, rollige Ego gut; es bindet auch Ältere aneinander, die sich noch erinnern, dass da einmal etwas war. Statt sich bereits im Treppenhaus die Klamotten vom Leib zu reißen und schon im Flur übereinander herzufallen, gibt es für sie und gleichgesinnte Jüngere den gemäßigteren Slow Sex. Der setzt ebenfalls Bindungshormone frei, verzichtet aber auf neue Kopulationsrekorde.
Christian Thiels Buch liest sich angenehm, kein Schmuddelkram, sondern ein bisschen Praxiserfahrung rund ums Kuscheln für Menschen in jungen Jahren bis zu solchen, die nicht damit aufhören wollen. Thiel räumt mit vorgefassten Urteilen auf. Er untermauert seine Thesen mit Zitaten aus langfristigen wissenschaftlichen Untersuchungen von Sexualforschern und schaut auch einmal in der Biologie unserer Mitprimaten nach. Dort dauert Sex manchmal nur Sekunden. Mit 7 bis 14 Minuten - ohne Vor- und Nachspiel - kommen die meisten Menschen da noch ganz gut weg, vorausgesetzt sie kriegen den Beruf, die Familie und ihre Partnerschaft unter einen Hut.