Annette Lies
Drei aus dem Ruder

KEN. Annette Lies ist mit ihren Romanen »Saftschubse« und »Saftschubse – Neue Turbulenzen« auf angenehme Weise bekannt geworden. Ihre Stewardess Charlotte Loos schaffte es bis ins Fernsehen. In ihrem neuen Roman kommt das fliegende Personal nur noch am Rand vor, als eine unter vielen Patientinnen in der Kurklinik »Seeblick«. Die Hauptrollen spielen die »Drei aus dem Ruder«.

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Falls überhaupt, sind die schwangere Mieke mit ihrer Partnerschaftsillusion, die überbelastete Ärztin Henriette und die Fernsehköchin Coco so etwas wie »Die Drei von der Tankstelle« aus dem Filmremake von 1955. Die drei Frauen aus dem Ruder wollen unter therapeutischer Begleitung neue Energie tanken.

Nach der Krise wieder auf die Füße

Henriette, Mieke und Coco könnten kaum verschiedener sein. Henriette muss Kinder und Job unter einen Hut bringen, Coco ihre Karriere retten und die chaotische KFZ-Mechanikerin Mieke eine Entscheidung wegen eines werdenden Kindes treffen, dessen Erzeuger noch anderweitig verheiratet ist. Zudem sagt den Verschworenen die geheimnisvolle Seherin Madame Froufrou voraus, dass sie etwas weiteres gemeinsam haben. Und das ist männlich.

Zunächst orientieren sie sich in der Klinik mit ihren Therapeuten, Therapieplänen und -gruppen. Für das Ende des Aufenthaltes wird ihnen eine Regatta als Stand-up-Paddler angekündigt – eine Metapher für das Gleichgewicht und das Oben-bleiben. Die Freundschaft der drei Frauen wird intensiver und könnte auch im Leben nach dem »Seeblick« super halten. So könnte man meinen.

Aber ein Klinikaufenthalt bedeutet eben nicht nur, dass man mit den Freundinnen auf Zeit gemeinsam in einem Boot sitzt. Die erholsame Umgebung birgt neben der Möglichkeit zum Flirt auch den des »Lagerkollers«.

Wir erleben Henriette, Mieke und Coco auf ihrem jeweiligen Weg zur Heilung – manchmal lustig und tollpatschig, dann ernst und berührend. Ihre medizinischen Betreuer führen sie geschickt durchs Therapielabyrinth, wobei ihnen der eine oder andere Zufall zu Hilfe kommt.

Annette Lies und »Drei aus dem Ruder« sind für Überraschungen gut, auf die ihre Leser sich freuen dürfen.

Eine angenehme Nebenwirkung des Romans könnte sein, dass er klinikscheuen Unkaputtbaren die Furcht nimmt, sich auf eine Kur einzulassen. Schließlich bietet dieser Boxenstopp ihnen in einem geschützten Rahmen die Möglichkeit, belastende Themen anzugehen, Kurse zu korrigieren und gegebenenfalls das Ruder des Lebens herumzureißen.