Die Verstummten
Stephanie Fey ist Illustratorin, Malerin - und Autorin. Sie liebt Kriminalromane und war »schon immmer« von der Rechtsmedizin fasziniert, sagt sie. Und sie wunderte sich, dass es noch keinen deutschen Krimi gab, in dem eine Rechtsmedizinerin die Hauptrolle spielt. Also schrieb sie einen. Ein Gespräch des Heyne-Verlags mit Stephanie Fey zu ihrem Thriller »Die Verstummten«.
»Die Verstummten« spielt wieder, wie auch »Die Gesichtslosen« in München. Gibt es einen besonderen Grund, warum Sie diese Stadt als Schauplatz ausgewählt haben?
Stephanie Fey: Weil es die schönste Stadt der Welt ist, ganz einfach.
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Im Unterschied zu vielen anderen Krimis ist Ihre Protagonistin keine Kommissarin oder Privatdetektivin, sondern eine junge Rechtsmedizinerin. Inwiefern wirkt sich diese etwas unübliche Perspektive auf Handlung und Erziihlweise aus?
Stephanie Fey: Rechtsmediziner ermitteln eigentlich nicht. Sie sind Wissenschaftler, die von der Polizei oder der Staatsanwaltschaft beauftragt werden, einen ungeklärten Todesfall zu untersuchen und dann die Fakten abzuliefern. Wie der Fall ausgeht, ob der Täter gefasst wird, erfahren sie in der Realität oft nicht. Da aber der Vater meiner Hauptfigur der Leiter der Münchner Mordkommission ist, ist Carina Kyreleis sozusagen bereits mit Ermittlungen aufgewachsen. Sie kann gar nicht anders als mitzumischen.
In der Romanhandlung ergibt sich dadurch ein neuer Blick auf einen Mordfall und die polizeilichen Ermittlungen. Der Leser darf also mal aus einer anderen Perspektive miträtseln.
Was ist Carina Kyreleis für ein Typ?
Stephanie Fey: Sie ist eher introvertiert, redet nicht viel, beobachtet mehr. Durch ihre Art anderen genau zuzuhören und ihr Gegenüber ernst zu nehmen, ist sie beliebter als sie denkt. Sie neigt dazu an den Stellen nachzuhaken, an denen andere schweigen. Tabus interessieren sie brennend.
Carina Kyreleis hat sich auf die Rekonstruktion von Gesichtern spezialisiert. Was fasziniert Sie an diesem Thema?
Stephanie Fey: Wie ein Fingerabdruck oder die DNA ist auch der menschliche Schädel einzigartig. Ein Laie sieht nur einen Knochen, eine Rekonstrukteurin kann mit Hilfe von Knetmasse das Gewebe und die Haut darstellen, also auf dem Schädel aufbauen, und so mithelfen unbekannte Tote zu identifizieren. Ob jemand hohe Wangenknochen hatte, eine vorgewölbte Stirn, einen Höcker
auf der Nase oder ähnliches, verrät die fertige Gesichtsrekonstruktion. Vergleichbar ist das etwa mit einem Phantombild. Nur löst diese künstlerische Komponente der Gesichtsrekonstruktion im Betrachter mehr Emotionen aus und dadurch wird das unbewusste Erinnerungsvermögen aktiviert.
Die Beschreibungen der Rekonstruktionen sind teilweise sehr detailliert. Woher haben Sie dieses Wissen?
Stephanie Fey: Ich habe das Glück mit Frau Dr. Niess, Rechtsmedizinerin aus Frankfurt, zusammenzuarbeiten. Sie ist Gesichtsrekonstrukteurin, wie meine Hauptfigur. Frau Dr. Niess gibt mir Einblick in ihre Arbeit, wir besprechen den Fall vor dem Schreiben und anschließend überprüft sie das Manuskript auf seine sachliche Richtigkeit.
»Die Verstummten« ist der zweite Fall für die Rechtsmedizinerin Carina Kyreleis, worum geht es diesmal?
Stephanie Fey: Carina möchte ihren Vater zwingen ihr endlich die Wahrheit über ihre richtige Mutter zu sagen, doch dazu kommt es vorerst nicht, weil die beiden in eine Familientragödie verwickelt werden. Ein Ehepaar wurde angeblich vom siebzehnjährigen Sohn ermordet, der sich nach dieser Tat auf der Autobahn als Geisterfahrer selbst richten will. Doch nach einigen Seiten wendet sich die Geschichte, nichts ist mehr, wie es scheint, und die Ermittler müssen erkennen, dass sie etwas Entscheidendes übersehen haben. Ein Kind, das Wochentage in Farben sieht und das keiner vermisst und ein unbekannter Schädel, der plötzlich im Institut auftaucht, und dem Carina Kyreleis wieder ein menschliches Antlitz verleiht.