Sabine Thiesler
Im Versteck
KEN. Ob Paul Bögers Selbsttherapie aufgeht? In Hamburg lebt der gefragte Fotograf als unentdeckter Mädchenmörder mit einem Travestie-Star in einer Männer-WG. Selbst sein schriller Freund Donnie weiß nicht, dass Paul von seiner Mutter missbraucht wurde und dann vor seinen eigenen Trieben in die Toskana flieht.
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Leider kann Paul sich das baufällige Haus Caprinaua nahe Ambra ohne finanzielle Unterstützung nicht leisten und lädt deshalb seine Mutter in die toskanischen Berge ein. Das Unglück, das sich ohne Pauls Dazutun ergibt, wird den Carabiniere Donato Neri weniger berühren wie das Verschwinden der acht Jahre alten Viola, mit dessen Eltern er befreundet ist. Verständlicherweise werden wegen der Parallelen schon bald die Ermittler rund um Mädchenmorde in Deutschland auf den Plan gerufen.
Wohin flieht, wer selbst sein größter Feind ist?
Paul könnte ein Mädchen, mit dessen Tod er nichts zu tun hat, zum Verhängnis werden. Dabei bemüht er sich darum, seinem Trieb zu widerstehen und findet in dem toskanischen Dorf sogar eine Frau, die ihn dabei unterstützen könnte. Allerdings hat auch Georgina eine Tochter, die in sein Beuteschema passt.
»Im Versteck« ist ein Thriller voller Gegensätze und verfänglicher Spuren. Der Mörder, der seinem Trieb ausweicht. Donato Neri, der den falschen Fährten folgt. Verwirrte deutsche Ermittler. Freunde, die einander nicht mehr verstehen. Und in dem Ganzen Väter und Mütter, die an den Ereignissen zerbrechen.
Eine starke Geschichte, bei denen die Leser mit allen Beteiligten bangen und hoffen – selbst mit dem Täter. Der wäre zwar noch immer schuldig, hätte aber zumindest versucht, sich selbst zu heilen. Vielleicht fallen den Konflikten die zarteren Zwischentöne in den Beziehungen der Beteiligten zum Opfer. Sie sind überschwänglich glücklich und ebenso verzweifelt.
Das liegt nicht nur am toskanischen Temperament und der dortigen Leidenschaft. Zumindest pendeln auch Paul und sein schriller Freund Donnie zwischen den Extremen. Und sogar die Ermittler aus Hamburg. Vielleicht ist ein Nebenprodukt von Sabine Thieslers »Im Versteck«, dass jeder von uns Phasen erleben kann, in dem er keinen Zugang mehr zu den Nuancen zwischen heiß und kalt hat.