Nicolai Worm und Kirsten Segler
Volkskrankheit Fettleber
KEN. »Leberverfettung ... Es gibt wohl kaum ein anderes Thema, das noch weniger ansprechend klingt und zugleich für so viele Leute lebensbestimmend ist«, schreiben Nicolai Worm und Kirsten Segler. Eigentlich wollen wir das Thema lieber vermeiden.
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Als 2013 die »Menschenstopfleber« von Nicolai Worm erschien, hatte das auch unter gesundheitsbewussten Lesern etwas von einem unappetitlichen Donnerschlag. Aber Blitze, die vorausgehen, wenn es wettert, schlagen nicht immer ein. Der neue Band zu dem Thema, an dem Kirsten Segler mitwirkt, liest sich zugänglicher und bestätigt wieder: Wir können etwas gegen die »Volkskrankheit Fettleber« tun.
Verkannt – verharmlost – so einfach heilbar!
In Deutschland sind zwischen 30 und 40 Prozent aller Menschen von der Leberverfettung betroffen. Die sind deswegen nicht etwa alle Alkoholiker, übergewichtig oder Diabetiker. Gründe für die belastete Leber sind häufig zu wenig Bewegung und eine Ernährung, die im wesentlichen auf Kohlenhydrate aufbaut. Und das betrifft auch Schlanke.
Kohlenhydratreiche Ernährung bedeutet, dass die Leber die zur Verfügung stehenden Energie nicht ausschöpfen kann, sondern als Fett einlagert. Im aktuellen Ratgeber für die gesunde Leber geht es unter anderem darum, wann wir damit rechnen müssen, dass unsere Leber tatsächlich verfettet. Die Autoren gehen in diesem Buch auch auf Messverfahren wie dem Body Mass Index (BMI), die Bauchumfangsmessung ein und Körperfettmessungen auf der Waage ein. Die ersetzen zwar keine gründliche Untersuchung durch den Arzt, geben aber erste Hinweise auf eine möglicherweise überlastete Leber.
Wer Nicolai Worm und seine »LOGI-Pyramide« bereits kennt, wird nicht überrascht sein, dass eine Ernährung nach seinem Konzept auch der Leber gut tut. Wir sollen hauptsächlich Obst und Gemüse, danach Fleisch, Fisch, Milchprodukte, gute Öle und Fette zu uns nehmen. Getreide und stärkehaltig Produkte sind eher zu vermeiden, Weißmehl und mit Zucker Gesüßtes sogar ganz. Dass neben der Ernährung regelmäßige Bewegung wichtig ist, um den Stoffwechsel anzuregen, versteht sich von selbst.
Von einem insgesamt gesünderen Lebensstil profitieren neben der Leber auch Organe wie die Bauchspeicheldrüse. Wer weitgehend auf Kohlehydrate verzichtet, regt den Organismus an, seine Energie vor allem aus den gespeicherten Fettzellen zu beziehen und diese dadurch abzubauen. Fett unter der Haut, vor allem aber auch im Bauchinneren, ist ein Speicher für Schadstoffe, die mit dem Abbau der Fettzellen ebenfalls ausgeschieden werden.
Interessant fand ich neben den ermutigenden Portraits von Fettleberpatienten die Hinweise auf aktuelle Erkenntnisse zur Leberbelastung durch Alkohol. Die gesundheitsfördernde Wirkung des berühmten »Viertele« Rotwein am Abend liegt danach weniger an Inhaltsstoffen, die den Alterungsprozess bremsen, sondern am Alkohol selbst. Und der kommt im Bier oder im Schnaps genauso vor. Allerdings macht wie immer die Dosis das Gift. Zuviel Alkohol zerstört Leberzellen und verhindert, dass die Leber insgesamt korrekt arbeitet. Wer jedoch bereits einen Leberschaden hat, sollte sich auf keinen Fall auf die gesundheitsfördernde Wirkung seines nächsten »Vierteles« berufen.
Noch wird die Fettleber verkannt und verharmlost, aber ihre Heilung wirkt sich positiv auf alle Organe aus. Nach einer Ernährungsumstellung von sechs bis acht Wochen hatten manche Probanden von Untersuchungsreihen bis zu 15 Prozent ihres Ausgangsgewichts verloren: »Das Fett aus der Bauchspeicheldrüse verschwand so weit, dass sogar bereits tot geglaubte Betazellen ihre Arbeit wieder aufnehmen konnten.«
»Volkskrankheit Fettleber« ist ein allgemeinverständlicher Ratgeber zu einem unterschätzten Thema. Die Autoren machen Betroffenen Mut, sich dem offensichtlichen oder versteckten Fett im Körper zu stellen. Mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung in Deutschland ist davon betroffen – und die meisten Menschen haben noch nie von einer nichtalkoholischen Leberverfettung gehört.