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Ronny Tekal und Bernhard Ludwig - Anleitung zum DiätwahnsinnRonny Tekal und Bernhard Ludwig
Anleitung zum Diätwahnsinn

KEN. Manche Themen sind wenig geeignet für einen provokativen Ansatz. Burnout und die Maskenpflicht zum Beispiel. Auch das Thema Diät fordert dafür hochkarätige Mediziner und Psychologen, die das Thema so behandeln, dass zwischen den Pointen der Ernst erkennbar bleibt. Dazu gehören Ronny Tekal und Bernhard Ludwig mit »Anleitung zum Diätwahnsinn«.

 

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Die beiden drehen den Spieß also um und leiten dazu an, den Diätwahnsinn – wenn schon, denn schon – zu vervollkommnen, damit wir endlich die Finger davon lassen. Um es vorweg zu nehmen, selbst den Autoren scheint auf den knapp 190 Seiten manchmal das Lachen vergangen zu sein. Dagegen helfen dann auch die Karikaturen von Tim Jost nur wenig.

Auf dem Weg zur Traumfigur – und wieder zurück

Dass dies jedoch auf der Bühne gestählten Kabarettisten passiert, spricht für ihren insgesamt seriösen Zugang zu den Strategien gegen das Hüftengold. Denn der Weg zur Traumfigur führt oft genug zurück auf Start, als wir noch hofften, mit einer vielversprechenden Diät in den knappen Bikini zu passen, bevor der Robinson Club die Pforten öffnet. Oder in die Jeans von damals, als wir vor dem Spiegel noch ausatmen konnten, ohne dass der Bauch über den Gürtel schwappt und die Sicht auf die schönen neuen Sneakers versperrt.

Ronny Tekal und Bernhard Ludwig touren mit professionellem medizinischen Wissen durch das Kabarettland. Deshalb schaffen sie es auch, ihr aktuelles Thema so zu präsentieren, dass man sich erwischt fühlen darf, ohne allein aus Trotz der nächsten Diät hinterherzuschlemmen.

Klar kommen die beiden um den Jojo-Effekt nicht herum, denn das ernährt zumindest die Erfinder stets neuer Abnehmprogramme. Zu den eher klassischen Strategien für einen schlankeren Körper gehört das Kalorienzählen. Vielen vergeht dabei kurzfristig der Appetit, langfristig aber auch die Lust auf jede weitere Empfehlung. Kritisch wird es, wenn sich jemand Bandwurmeier einverleibt und hofft, just dadurch seine erotische Ausstrahlung zu optimieren.

Wir sind gerade dann für Diäten empfänglich – selbst wenn sie sich nur in neuen Kleidern präsentieren –, wenn wir uns ebenfalls neue Kleider wünschen. Am besten solche in kleineren Konfektionsgrößen. Geschmacksverstärker, Zucker und Fette in industriell gefertigten Mahlzeiten passen dazu nicht. Sie kurbeln lediglich den Appetit an und modellieren so Proportionen, die auf dem Laufsteg die Ausnahme sind.

Übergewicht, so bestätigen die Autoren, wird oft genug in frühen Lebensjahren angelegt, wenn wir den Teller leer essen, weil die Eltern das fordern, selbst wenn wir bereits satt sind. Oder dass wir aus Prinzip statt Appetit die Mahlzeiten einhalten. Wieder andere verwöhnen sich in den größeren Umfang hinein, weil sie als Kind zu Hause, rund um den Wettkampf oder das nächste Fotoshooting zu kurz gekommen sind.

Ronny Tekal und Bernhard Ludwig stellen ihr Thema so dar, dass wir wieder bereit sind, zu hören und zu lesen, was wir schon längst nicht mehr hören oder lesen wollten. Dazu gehört die Faustformel: Wer zu viel Pfunde draufhat, isst das Falsche und/oder mehr, als er verbraucht. Immerhin gestehen sie uns zu, das Büfett zu genießen, wenn wir uns am nächsten Tag auf die totale Nahrungsabstinenz einlassen: Genießen können ist gesund, die Pause fürs System Vernunft.

Selbst wer sich mit den Empfehlungen der Brigitte durch die Jahre futtert oder mit Südfrüchten, Superfoods und Eiweiß seinen Fettabbau beschleunigt, sollte sich bewusst sein, dass am dicken Ende die Genetik uns ein Schnippchen schlagen könnte. Zudem wirkt sich jede kurzfristige Diät auf die Darmflora aus. Wenn schon Diät, dann sollten wir uns auch um die Milliarden Bakterien in den Eingeweiden kümmern.

Es tut gut, das leidige Thema mit den überflüssigen Pfunden einmal durch das Auge zweier Kabarettisten und eines Karikaturisten zu sehen, mit dem sie auch über den Tellerrand hinwegschauen. Wir sollten neben rein physiologischen Prozessen auch über (jugendliche) Schönheitsideale und Influencer Bescheid wissen.

So wäre ich auch neugierig auf einen Folgeband über den Fitness-Wahnsinn. Durchtrainiert und schlank sind beide gut fürs Foto, aber die geschlüpften Bandwürmer bleiben auch nach dem »Ja« im Standesamt. Wir tun offenbar eine Menge dafür, um mit unserer Körperlichkeit zu punkten, wenn der tiefergelegte BMW gerade in der Werkstatt ist. Im besten Sinn wollen wir beweisen, dass wir uns von der hinten wie vorne buckligen Verwandtschaft unterscheiden, indem wir mit unseren genetischen Best-offs eine neue Dynastie gründen.

Der Erfolg, so er denn eintritt, halt jedoch selten mit Natur, sondern vor allem mit (Küchen-) Kultur zu tun. Vielleicht gelingt es manchen erst, den überlieferten Familienrezepten ein Schnippchen zu schlagen, wenn sie die Lebensfreude und den Genuss vorher ausschalten.

Das wäre für mich jedoch ein Anlass, die nächste ultimative Diät zu überspringen. Denn das hält zumindest meine Seele fitter als das übersichtliche Hauptgericht im Diät-Hotel vor dem Fastenwandern.

2021 Ronny Tekal und Bernhard Ludwig – Anleitung zum Diät-Wahnsinn



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